Warum wächst Amerika so stark?
Mit dem Beginn der zweiten Präsidentschaft von Donald Trump steht die USA wieder im Mittelpunkt. Auch ökonomisch könnte die neue Administration einige Auswirkungen auf die Weltwirtschaft haben. Nicht nur ist die USA weiterhin die größte Volkswirtschaft, sie konnte in den letzten zwanzig Jahren mit jährlich 2,1 Prozent real deutlich stärker wachsen als der Euroraum mit 1,2 Prozent oder Österreich mit 1,4 Prozent. In Summe war dies eine Erhöhung des US-BIP von über 50 Prozent, der Euroraum schaffte knapp die Hälfte, Österreich knapp über 30 Prozent. Damit vergrößerte sich der Abstand beim realen BIP pro Kopf des Euroraums vis-a-vis den USA von 22 Prozent vor zwanzig Jahren auf 29 Prozent zuletzt.
Warum wächst die USA fast ein Prozent pro Jahr schneller? Ein Drittel des Wachstumsunterschieds erklärt sich simpel aus dem unterschiedlichen Wachstum der Erwerbstätigen und vor allem die Entwicklung der Stunden pro Erwerbstätigen, die im Euroraum in den letzten zwanzig Jahren um fünf Prozent sank, in den USA blieb sie in etwa gleich. Zwei Drittel des Wachstumsunterschieds kommt allerdings von der unterschiedlichen Entwicklung der Produktivität, ausgedrückt durch das reale BIP pro Stunde. Es stieg in den USA 1,4 Prozent pro Jahr, im Euroraum nur 0,8 Prozent, d.h. der Euroraum verlor pro Jahr 0,6 Prozentpunkte vis-a-vis den USA. Etwas differenzierter ist der Vergleich zwischen Österreich und den USA. Österreichs Produktivität blieb mit einem Wachstum von 1,1 Prozent pro Jahr „nur“ 0,3 Prozentpunkte hinter den USA zurück. Dass Österreichs BIP trotzdem pro Jahr 0,7 Prozentpunkte geringer anstieg als jenes der USA trotz eines stärkeren Beschäftigtenanstiegs erklärt sich durch den starken Rückgang der Arbeitsstunden pro Erwerbstätigen von 13 Prozent seit 2002.
Für Europa und speziell für Österreich gilt daher, um beim Wachstum wieder an die USA anschließen zu können braucht es mehr Beschäftigung, sei es mehr Beschäftigte – schwierig angesichts der demographischen Entwicklung – oder mehr Stunden, aber noch mehr ein stärkeres Produktivitätswachstum. Dafür sind jedenfalls wirtschaftspolitische Impulse, mehr Investitionen speziell im IT Bereich aber auch stärkere Nachfrage notwendig.
Stefan Bruckbauer, Chefökonom der Bank Austria
Stand: 20. Jänner 2025.
Stefan Bruckbauer, Chefökonom der Bank Austria
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