Zinspositionen aktiv gestalten

Die hohe Mobilität des internationalen Kapitals führt zu beachtlichen Schwankungen der kurz- und langfristigen Zinssätze.
Zinsrisiko Management ist daher ein zentrales Element des unternehmerischen Handelns und bietet durch die rasante Entwicklung der Derivatmärkte (Derivat = von Grundgeschäften wie z.B. Kredit oder Veranlagung abgeleitetes Geschäft) viele Möglichkeiten. Ziel jedes Unternehmens sollte daher sein, im Rahmen des Zinsrisiko Managements die Zinspositionen aktiv zu gestalten, um den Wert dieser Positionen und damit den Unternehmenswert zu maximieren.

Das Zinsrisiko Management beinhaltet nicht nur eine Finanzierungs- oder Veranlagungsentscheidung, sondern bedeutet auch:

  • Zinsrisiken unabhängig von Liquiditätsrisiken zu steuern
  • Zinsmeinungen oder Erwartungen entsprechend umzusetzen oder an geänderte Marktsituationen anzupassen
Interest Rate Swap

Bei einem Zinsswap vereinbaren zwei Partner einen Austausch (Swap = Tausch) von

  • unterschiedlich gestalteten Zinszahlungen
  • über einen bestimmten Zeitraum
  • ohne Transfer des zugrunde liegenden Kapitals.

Der Austausch beschränkt sich dabei auf die Zinszahlungen. Die zugrunde liegenden Kapitalbeträge werden nicht ausgetauscht, da sie sich betragsmäßig entsprechen. Sie dienen lediglich als Rechengröße für die Zinszahlungen. Die Swap-Partner vereinbaren Zinszahlungen, die aus einer Geldaufnahme oder -anlage mit unterschiedlichen Zinsbindungen entstanden sind. Es werden dabei fixe gegen variable Zinssätze getauscht. Die variablen Zinsen sind dabei an einen - für alle Beteiligten nachvollziehbaren - Referenzzinssatz, z. B. EURIBOR (Euro Interbank Offered Rate) oder LIBOR (London Interbank Offered Rate), mit entsprechender Laufzeit, der Zinsbindungsdauer, gekoppelt.

Anwendungsbeispiel

Bei der Finanzierung, z.B. mit einem auf Euro lautenden Kredit auf variabler Basis, hat das Unternehmen bei steigenden Marktzinssätzen das Risiko einer Verteuerung der Finanzierung ab dem folgenden Zinsanpassungstermin (Roll-over). Durch einen Swap lässt sich dieses Zinsänderungsrisiko aus dem Grundgeschäft eliminieren.

Zins-Cap & Zins-Floor

Der Cap ist eine Zinsoption. Eine Option bezeichnet ein Recht, eine bestimmte Sache zu einem späteren Zeitpunkt zu einem vereinbarten Preis zu kaufen oder zu verkaufen. Ein Cap stellt eine vertragliche Vereinbarung dar, bei der dem Käufer gegen Zahlung einer Prämie eine Zinsobergrenze garantiert wird. Dies bewirkt, dass die Belastung aus einer bereits bestehenden oder noch aufzunehmenden variabel verzinslichen Verbindlichkeit diese festgelegte Zinsobergrenze während der Laufzeit nicht übersteigt (Zinsabsicherung). Der Verkäufer verpflichtet sich damit, eine über diese Zinsobergrenze hinausgehende Mehrbelastung durch eine Zahlung an den Käufer auszugleichen.

Das Gegenstück zum Cap ist der Floor. Bei Abschluss eines Floors wird vertraglich eine Zinsuntergrenze vereinbart. Konsequenz ist, dass der Ertrag aus einer z.B. bestehenden oder noch vorzunehmenden variabel verzinslichen Anlage diese festgelegte Zinsuntergrenze nicht unterschreitet. Der Käufer eines Floors erwirbt vom Verkäufer das Recht auf eine Ausgleichszahlung, wenn während der vereinbarten Laufzeit des Floors ein vorher festgelegter Referenzzinssatz eine bestimmte vereinbarte Untergrenze unterschreitet. Dafür zahlt der Käufer an den Verkäufer eine einmalige Prämie bei Vertragsabschluss.

Bei Abschluss eines Caps bzw. Floors vereinbaren Käufer und Verkäufer

  • die Laufzeit
  • die Zinsobergrenze bei Cap bzw. Zinsuntergrenze bei Floor
  • den Referenzzinssatz
  • den zugrunde liegenden Nominalbetrag
Payer-Swaption

Der Begriff Swaption leitet sich von Swap-Option ab. Ein Swap ist ein Tausch, siehe auch Interest Rate Swap. Eine Option bezeichnet ein Recht, eine bestimmte Sache zu einem späteren Zeitpunkt zu einem vereinbarten Preis zu kaufen oder zu verkaufen.

Eine Swaption ist eine Vereinbarung, die dem Käufer das Recht - aber nicht die Verpflichtung - einräumt, einen Swap zu kaufen. Der Käufer zahlt im Swap den bei Abschluss der Swaption festgelegten Swap-Festsatz und erhält im Gegenzug den variablen Zinssatz. Die Option kann am Ende der Optionslaufzeit ausgeübt werden.

Anwendungsbeispiel

Ein Unternehmen möchte sich im Zusammenhang mit einem Bietungsverfahren fix kalkulierbare Finanzierungskosten sichern. Aufgrund des Zinsänderungsrisikos möchte das Unternehmen das heutige Zinsniveau ohne Abnahmeverpflichtung absichern, d. h. bei Nichterteilung des Auftrages wird die Finanzierung nicht benötigt. Zur Absicherung kauft das Unternehmen eine Payer-Swaption.

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