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Viktoria Nindl

Interview mit Viktoria Nindl

„Gewinner des Bank Austria Sozialpreises Salzburg 2023“: Wie hört sich das an? Was war Ihre erste Reaktion?
Das hört sich gut an. (zwinkert) Diese Auszeichnung ist auf jeden Fall eine große Ehre für uns und ein großartiger Erfolg für unser Projekt Peers4Teens. Ich hab mich sehr gefreut, als ich die Verständigung über den Gewinn erhalten habe, weil dieser Preis dazu beiträgt, das Thema „Aufwachsen mit psychisch erkrankten Eltern“ zu enttabuisieren und betroffene Kinder und Jugendliche sichtbar zu machen.

Wie haben Sie selbst die letzten Wochen und Tage des Votings erlebt?
Unser ganzes Team hat die Votingphase des Bank Austria Sozialpreises 2023 gespannt verfolgt und natürlich mitgefiebert. Wir sind überwältigt von dem positiven Feedback und danken allen Menschen von Herzen, die Peers4Teens mit ihrer Stimme unterstützt haben. Es ist schön zu sehen, dass unsere Community eine Lanze für dieses wichtige, aber immer noch tabuisierte Thema bricht.

Beschreiben Sie bitte noch einmal kurz, was Ihr Projekt ausmacht?
Peers4Teens ist eine Plattform für Jugendliche und junge Erwachsene mit einem psychisch erkrankten Elternteil. Als Personen mit gelebter Erfahrung können die Betroffenen im Projekt gemeinsam aktiv werden, das Aufwachsen mit psychisch erkrankten Eltern zu einem öffentlichen Thema machen, ihre Perspektiven einbringen und so die Situation mitgestalten und verbessern.

Wie werden Sie das Preisgeld von 6.000 Euro konkret für Ihr Projekt einsetzen?
Ein langfristiges Ziel unseres Projekts Peers4Teens ist es, eine Peerberatung von Jugendlichen für Jugendliche zu etablieren, bei der sich junge Menschen mit psychisch erkrankten Eltern mit ihren Fragen, Sorgen oder Anliegen an unsere Peers wenden können und niederschwellig Unterstützung bekommen. Der Peerberatung soll eine fachlich fundierte Ausbildung vorausgehen, um einen sicheren Rahmen zu schaffen. In diese Ausbildung wird das Preisgeld des Bank Austria Sozialpreises fließen.

Warum ist es aus Ihrer Sicht notwendig, Projekte ins Leben zu rufen, die einen Nutzen für Kinder/Jugendliche/Frauen/die Gesellschaft/ Integration & Migration stiften?
Unsere Gesellschaft wächst an innovativen und mutigen Ideen – die Projekte, die beim Bank Austria Sozialpreis eingereicht wurden, sind dafür das beste Beispiel. In diesem Sinne möchten wir auch den anderen Preisträger*innen und Siegerprojekten aus ganz Österreich gratulieren, denn jede einzelne Initiative ist wichtig und wertvoll für unsere Soziallandschaft und trägt zu deren Vielfalt bei.

Fotocredits: © JoJo – Für psychisch belastete Familien


Das Projekt

Eingereicht von: Verein JoJo - für psychisch belastete Familien
Projektstart: 01.01.2023
Kategorie: Kinder/Jugendliche
Social-Media: https://www.peers4teens.at/de/


Mindestens 275.000 Kinder und Jugendliche wachsen in Österreich mit einem psychisch erkrankten Elternteil auf. Im Bundesland Salzburg sind es etwa 17.000 Kinder und Jugendliche zwischen 0 und 19 Jahren. Das Modellprojekt "Peers4Teens" richtet sich an betroffene Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 14 und 29 Jahren und bietet ihnen in Salzburg eine gemeinsame Plattform, um ihre Perspektiven und Anliegen zum Thema „Aufwachsen mit einem psychisch erkrankten Elternteil“ zu teilen und in die Öffentlichkeit zu tragen.

Nicht zuletzt aufgrund der Tabuisierung psychischer Erkrankungen fühlen sich die Betroffenen mit ihrer Situation oft alleingelassen und verantwortlich für die Erkrankung ihrer Eltern. Damit verbunden ist eine große Belastung, die in der Gruppe und mit dem Wissen, verstanden zu werden, leichter zu tragen wäre.

Sichtbar-Machen und Sichtbar-Werden sind besondere Ziele des Projektes sowie seiner Zielgruppe. Denn Kinder psychisch erkrankter Eltern leben noch immer häufig im Schatten, sie „funktionieren“ meist wunderbar, sind „auffällig unauffällig“ und wagen oft erst sehr spät, sich über die Situation Zuhause jemandem anzuvertrauen.

Bei Peers4Teens geht es um Vernetzung, Aufklärung, Enttabuisierung und das Sichtbar-Machen des Themas „Aufwachsen mit psychisch erkrankten Eltern“. Der partizipative Peeransatz ermöglicht Betroffenen, in einem professionell begleiteten Rahmen selbst aktiv zu werden, die eigenen Erfahrungen und Perspektiven in der Öffentlichkeit zu vertreten und so die Situation für Betroffene mitzugestalten. Ein vergleichbares Projekt im europäischen Raum von Betroffenen für Betroffene ist uns nicht bekannt. Das Projekt wird vom Licht ins Dunkel Jubiläumsfonds gefördert.