Expert:innen-Statement zur aktuellen Börsensituation und ein Rückblick auf die letzten Wochen.

 

Marktentwicklung und Anlagestrategie

Basierend auf der fundierten Marktmeinung der Bank Austria entwickelt unser Team von Investmentspezialist:innen die aktuelle Anlagestrategie. Diese ist Grundlage des Vermögensmanagements sowie der individuellen Anlageberatung. 

Oliver Prinz, Leiter Investment Strategy
Oliver Prinz, Leiter Investment Strategy

„2025 werden die Auswirkungen der Rückkehr von Donald Trump ins Weiße Haus die Weltwirtschaft prägen. Trotz der vielen Unsicherheiten sind wir vorsichtig optimistisch für die Entwicklung auf den Finanzmärkten.“

Aktien

Anlageklasse Aktien neutral gewichtet

Das makroökonomische Umfeld sollte risikoreiche Anlagen in den kommenden Quartalen weiterhin unterstützen. Die nachlassenden Inflationsrisiken ermöglichen es den wichtigsten Zentralbanken (wie der Europäischen Zentralbank oder der US-Notenbank Federal Reserve), ihre Geldpolitik vor dem Hintergrund eines moderaten globalen Wirtschaftswachstums zu lockern. Ein verbessertes Gewinnwachstum ebnet den Weg für interessante Renditeaussichten bei globalen Aktien. Auf regionaler und sektoraler Ebene könnte die Sensitivität gegenüber den potenziellen Auswirkungen politischer und geopolitischer Entwicklungen für erhöhte Volatilität sorgen und ein selektives Vorgehen innerhalb der Anlageklasse erfordern. Wir gehen jedoch nicht davon aus, dass der Markt dauerhaft unter Druck geraten wird, und bekräftigen unsere konstruktive Einschätzung globaler Aktien.

Japanische Aktien übergewichtet

Japan befindet sich weiterhin in einem mittel- bis langfristigen Strukturwandel. Wir gehen davon aus, dass das japanische Wirtschaftswachstum im nächsten Jahr an Schwung gewinnen wird, während die Bank of Japan (BoJ) ihre Geldpolitik weiter normalisieren und die Zinsen schrittweise anheben dürfte. Der Rückgang der Zinsdifferenz dürfte eine moderate Erholung des japanischen Yen gegenüber dem US-Dollar und dem Euro begünstigen. Dies sollte im Laufe der Zeit zu einer Stimmungsaufhellung im Inland beitragen, die Exporteinnahmen aber belasten. Die Positionierung von Anleger:innen und Investor:innen gegenüber dem japanischen Yen ist ausgewogener als in der Vergangenheit, was die Volatilität begrenzen dürfte. Aktien des pazifischen Raums erscheinen relativ günstig bewertet und bieten Diversifizierungsvorteile innerhalb eines globalen Aktienportfolios, wenngleich Währungsunsicherheiten bestehen bleiben. Unerwartet starke Zinserhöhungen durch die BoJ und eine deutliche Aufwertung des japanischen Yen stellen Risikoszenarien für japanische Aktien dar. 

Europäische Aktien untergewichtet

Das globale Aktienumfeld sollte europäischen Aktien eine gewisse Unterstützung bieten, aber Faktoren wie das schwache Wachstum und der Außenhandel werden in nächster Zeit wahrscheinlich nicht für Rückenwind sorgen. Das Wirtschaftswachstum dürfte in den nächsten zwei Jahren unter dem Potenzial bleiben, wobei die Abwärtsrisiken aufgrund der Handelskonflikte und der geopolitischen Unsicherheit überwiegen. Die günstigen Inflationsaussichten werden es der Europäischen Zentralbank ermöglichen, ihre Geldpolitik in Richtung eines neutralen Niveaus (Zinssatz, der weder stimulierend noch bremsend auf die wirtschaftliche Entwicklung einwirkt) zu bewegen. Niedrige Aktienbewertungen und moderate Gewinnwachstumserwartungen könnten interessante Einstiegspunkte bieten, wobei die Bedeutung einer sorgfältigen Selektion von Einzeltiteln und Sektoren zunehmen dürfte.

US-Aktien neutral gewichtet

Die US-Wirtschaft hat sich 2024 als widerstandsfähiger erwiesen als erwartet, und die positive Dynamik dürfte sich 2025 fortsetzen, auch wenn der private Konsum allmählich nachlässt. Wir erwarten kein Abgleiten der Wirtschaft in eine Rezession („hard landing“), sondern eher ein ordentliches Wirtschaftswachstum im Jahr 2025 und eine weitere Beschleunigung im Jahr 2026. US-Aktien dürften von der Aussicht auf eine marktfreundlichere Politik (unter der neuen US-Regierung) unterstützt werden und ein besseres Risiko-Ertrags-Verhältnis aufweisen als andere Regionen, die relativ stärker von geopolitischen Spannungen und Zollrisiken betroffen wären. Die Aktienbewertungen haben sich allerdings ausgeweitet und dürften nur noch begrenztes Aufwärtspotenzial haben. Zudem ist das Konzentrationsrisiko in den US-Indizes im Auge zu behalten.

Schwellenländer-Aktien neutral gewichtet

Ein moderates globales Wachstum und das Risiko zunehmender Handelshemmnisse rechtfertigen eine gewisse Vorsicht bei Schwellenländeraktien. In China dürfte sich die strukturelle Verlangsamung des Wirtschaftswachstums fortsetzen, während die Erwartungen einer deutlichen fiskalpolitisch induzierten Wachstumsbeschleunigung zurückgeschraubt werden. Fiskal- und geldpolitische Maßnahmen könnten die finanziellen Risiken dämpfen und angesichts der im Vergleich zu anderen Anlageregionen deutlich schlechteren Wertentwicklung der letzten Jahre sowie der niedrigen Bewertungen zu einer Erholung beitragen. Mit Blick auf Schwellenländern-Aktien betonen wir weiterhin die Notwendigkeit einer selektiven Vorgehensweise nach Ländern und Sektoren.

Anleihen

Anlageklasse Anleihen übergewichtet

Die weltweiten Anleiherenditen bewegen sich weiterhin auf einem interessanten Niveau. Geringere Inflationsrisiken und die Aussicht auf weitere Zinssenkungen durch die großen westlichen Zentralbanken (wie die Europäische Zentralbank oder die US-Notenbank Federal Reserve) dürften unterstützend wirken. Es mehren sich die Anzeichen, dass erstklassige festverzinsliche Wertpapiere ihren Diversifizierungsvorteil gegenüber Aktien wiedererlangt haben, und so könnten sich die Kursbewegungen zwischen Anleihen und Aktien stärker in entgegengesetzter Richtung entwickeln, wenn sich der Fokus der Märkte von der Inflation wieder auf das Wirtschaftswachstum verlagert. Die Renditeverteilung nach Laufzeiten deutet bereits auf eine deutliche Neubewertung der kurzfristigen Zinssätze hin und könnte das Ertragspotenzial von Anleihen begrenzen, zu dem unseres Erachtens hauptsächlich die laufende Verzinsung beiträgt. Die Entwicklungen auf den US-Anleihemärkten könnten die Anlageklasse belasten.

EWU- und Nicht-EWU-Staatsanleihen neutral gewichtet

Bei der Eindämmung der Inflation im Euroraum wurden erhebliche Fortschritte erzielt, das Wirtschaftswachstum war in den letzten Quartalen allerdings eher bescheiden. Der Aufschwung wird wahrscheinlich vorerst schleppend bleiben. Dies sollte es der EZB ermöglichen, ihre Geldpolitik weiter zu lockern, was zu einem positiven Umfeld für Staatsanleihen aus der Europäischen Währungsunion (EWU) und zu einer gewissen Versteilung der Renditekurve (d. h. einer Ausweitung der Renditedifferenz zwischen Anleihen mit kürzerer und längerer Laufzeit) beitragen würde. Sollten die Zinsen weniger deutlich fallen als erwartet und die Renditen steigen, könnte dies die Anlageklasse belasten (Risikoszenario).
Das Wirtschaftswachstum in den USA hat sich überraschend positiv entwickelt und dürfte weiterhin stabil bleiben, wenn auch langsamer. Die Inflationsrisiken scheinen unterdessen weitgehend eingedämmt. Die Märkte preisen eine gewisse Normalisierung der Leitzinsen (d. h. Zinssenkungen) in den kommenden Quartalen ein, was ein grundsätzlich positives Umfeld schafft und eine Versteilung der Kurve mit sich bringen könnte. Interessante Renditeniveaus und das potenziell absichernde Verhalten von US-Staatsanleihen im Falle einer unerwartet starken Konjunkturabschwächung oder zunehmender Marktspannungen sollten die Nachfrage stützen. Falls die fiskalischen und/oder inflationären Risiken in den USA jedoch zunehmen, würde dies insbesondere längerfristige Anleihen belasten. 

Euro-Unternehmensanleihen mit guter Bonität (Investment Grade) übergewichtet

Die Fundamentaldaten europäischer Unternehmen mit Investment-Grade-Rating (IG = gute Bonität) werden durch gesunde Bilanzen gestützt. Der Verschuldungsgrad liegt unter dem langjährigen Durchschnitt, die Gewinne sind höher als ursprünglich erwartet, und die Liquidität ist nach wie vor hoch. Der Kreditzyklus geht in seine Erholungsphase über, in der die Unternehmen tendenziell auf ihre Liquidität achten, was für zusätzlichen Rückenwind sorgen könnte. Allerdings dürften sich die Kreditrisikoprämien in den kommenden Monaten jedoch nur in bescheidenem Umfang weiter einengen, sodass die laufende Verzinsung der wichtigste Faktor für die Gesamtrendite bleibt. Ein Szenario mit Stagnation bzw. Rezession im Euroraum könnte die Anlageklasse ebenso belasten wie ein deutlicher Anstieg der langfristigen Renditen.

Schwellenländer-Anleihen in Lokalwährung übergewichtet

Die abkühlende Inflation hat in vielen Ländern weltweit den Weg für eine Anpassung der Geldpolitik (Zinssenkungen) geebnet, was grundsätzlich zu einem besseren Umfeld für festverzinsliche Anlagen beiträgt. Schwellenländeranleihen in lokaler Währung bieten nach wie vor interessante Renditen, wenn auch nicht mehr in dem Umfang wie noch vor einigen Quartalen. Geopolitische Spannungen und Zölle könnten allerdings für Gegenwind in den Schwellenländern sorgen. Währungsabgesicherte Strategien können gegebenenfalls dazu beitragen, mögliche Währungsverluste zu begrenzen.
 

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Stand: 11.12.2024.

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