UniCredit Bank Austria Branchenbericht Maschinenbau:
Maschinenbaukonjunktur kommt 2021 wieder in Schwung
- 2021 kann der Maschinenbau in Österreich mit einem Produktionszuwachs von rund 7 Prozent rechnen und wächst damit rascher als der Industriedurchschnitt
- Erholung 2021 wird das Produktionsminus des Vorjahres von rund 15 Prozent nur zum Teil ausgleichen, das Vorkrisenniveau erreicht die Branche voraussichtlich 2022 wieder
- Trotz hoher Produktionseinbußen 2020 sinkt die Beschäftigung im Maschinenbau lediglich gering um 0,8 Prozent
- Österreichs Maschinenbau ist überdurchschnittlich innovationsaktiv, konkurrenzfähig und wachstumsstark
- Die Branche wird aufgrund ihrer Wettbewerbsfähigkeit rascher wachsen als die europäische Konkurrenz
Österreichs Maschinenbau ist im internationalen Vergleich eine konkurrenz- und wachstumsstarke Industriebranche. Wie der aktuelle Branchenbericht der UniCredit Bank Austria zum Maschinenbau zeigt, ist die Branche erst 2020 etwas in Rückstand geraten. „Wir erwarten, dass der Maschinenbau heuer kräftig zulegen und sein Vorjahresminus spätestens 2022 wieder aufholen wird. Außerdem wird die Branche aufgrund ihrer Wettbewerbsstärke in Zukunft wieder rascher als die europäische Konkurrenz wachsen“, analysiert UniCredit Bank Austria Ökonom Günter Wolf.
Maschinenbau sorgte auch 2020 noch für die Stabilisierung der Industriebeschäftigung
Die Maschinenbaukonjunktur hat sich bereits Ende 2019 abgekühlt. Im Gesamtjahr 2019 verbuchte die Branche in Österreich noch ein Produktionsplus von 4 Prozent und einen um rund 7 Prozent höheren Umsatz von 25,9 Milliarden Euro. 2020 hat der Maschinenbau etwa 15 Prozent seiner Produktionsleistung eingebüßt, mehr als die heimische Industrie, die das Krisenjahr voraussichtlich mit einem Minus unter 10 Prozent beendet hat.
Trotz des höheren Produktionsrückgangs ist die Zahl der Arbeitsplätze im Maschinenbau im Jahresdurchschnitt 2020 nur um 0,8 Prozent gesunken, in der Industrie um 1,5 Prozent. Auch die Arbeitslosenquote der Branche lag mit 2,9 Prozent 2020 deutlich unter dem Sektorschnitt von 4,9 Prozent. Die relativ stabile Beschäftigungssituation im Krisenjahr 2020 kann einerseits mit der Nutzung der Kurzarbeitsprogramme erklärt werden. Andererseits bestätigt sich damit die Ausnahmeposition des Maschinenbaus, der in Österreich zu den wachstumsstärksten Industriebranchen zählt, wo langfristig auch überdurchschnittlich viele Arbeitsplätze geschaffen werden. Von 2008 bis 2020 ist die Zahl der Jobs um 16 Prozent gestiegen, im Vergleich zu rund 3 Prozent in der Industrie. Der Maschinenbau ist seit Jahren größter industrieller Arbeitgeber in Österreich und ist das auch im Jahr 2020 geblieben, mit durchschnittlich 86.000 Beschäftigten und einem Anteil von 14 Prozent an der Industriebeschäftigung.
Erholung der Branchenkonjunktur 2021 wird Minus des Vorjahres nur zum Teil ausgleichen
Im Dezember 2020 rechnete wieder die Mehrzahl der Maschinenbauunternehmen per Saldo mit Produktionszuwächsen in den nächsten Monaten. Ähnlich optimistisch waren die Unternehmen zuletzt im Frühjahr 2019. Zwar wird sich die Nachfrage nach Ausrüstungsinvestitionen erst 2022, in einigen EU-Ländern erst 2023, vollständig von der Krise erholen.
2021 wird die Investitionsbereitschaft der Unternehmen noch gebremst durch die Unsicherheiten hinsichtlich des weiteren Pandemieverlaufs, die spürbaren finanziellen Einbußen infolge der Krise und unterausgelastete Produktionskapazitäten. Allerdings wird die Maschinenbaukonjunktur von den geplanten öffentlichen Investitionen und Förderprogrammen auf EU-Ebene wie auf nationaler Ebene angetrieben und von den unverändert günstigen Finanzierungsbedingungen gestützt.
2021 kann der Maschinenbau in Österreich mit einem Produktionszuwachs von schätzungsweise 7 Prozent rechnen. Damit wächst die Branche rascher als der Industriedurchschnitt und wird ihr Produktionsniveau aus 2019 voraussichtlich 2022 wieder erreichen.
Stärkere Wachstumsimpulse können aus Deutschland, dem Ziel von 26 Prozent der österreichischen Maschinenexporte, erwartet werden, ebenso wie aus den USA und China, wohin in Summe weitere 14 Prozent der Maschinenexporte geliefert werden.
Technologischer Vorsprung als Grundlage der guten Performance des Maschinenbaus
Österreichs Maschinenbau zählt zu den forschungsfreudigsten Branchen im europäischen Vergleich. Der Anteil der F&E-Ausgaben von 4,7 Prozent des Umsatzes ist eine der höchsten im EU-Vergleich. Ein weiterer Indikator für den technologischen Vorsprung der Branche ist der relativ hohe Anteil an Patenten, die von österreichischen Maschinenbauunternehmen beim internationalen Patentsystem eingereicht werden. Herausragend sind hier die Bereiche Werkzeugmaschinen und Papiermaschinen.
Die EU-Innovationserhebungen bestätigen die hohe Innovationskraft der Branche und damit die Fähigkeit, Erfindungen auch zur Marktreife zu bringen. Im Rahmen der Erhebungen belegt der heimische Maschinenbau seit Jahren einen Spitzenplatz, wobei der Anteil innovationsaktiver Unternehmen fast kontinuierlich gestiegen ist, bis auf 88 Prozent aller Maschinenbauunternehmen 2018 (im Industriedurchschnitt waren es 65 Prozent).
Eine wettbewerbsstarke Branche mit erfreulichen Perspektiven
Seine Wettbewerbsstärke beweist der heimische Maschinenbau mit dem Wachstumsvorsprung im internationalen Branchenvergleich: Seit 2008 ist die Branchenproduktion um durchschnittlich 2,7 Prozent im Jahr gestiegen, im EU-Schnitt gleichzeitig um 0,3 Prozent gesunken. Die Zuwächse wurden fast ausschließlich im Export generiert.
Schon seit Beginn der 90er Jahre werden mit Maschinen aus Österreich wachsende Außenhandelsüberschüsse erzielt, im Wesentlichen in Segmenten mit relativ hohen Produktwerten. 2019 hat zu knapp der Hälfte des Exportüberschusses von 5,8 Milliarden Euro der Handel mit Maschinen für die Holz- und Steinbearbeitung und Maschinen für die Kunststoff- und Halbleiterindustrie beigetragen.
Österreichs Unternehmen können ihre Position im internationalen Konkurrenzumfeld mit hohen Produktqualitäten und individuell angefertigten (Spezial-)Maschinen erfolgreich verteidigen. Damit kann sich die Branche auch vor Wettbewerbern mit reinen Kosten- und Preisvorteilen schützen und Marktanteilsverluste bei Standardprodukten zum Großteil wieder ausgleichen. Bemerkenswert ist die Tatsache, dass mit österreichischen Maschinen in allen großen Überseemärkten hohe und über viele Jahre steigende Exportüberschüsse erzielt wurden, auch in China (2019 noch 440 Millionen Euro).
Die Konkurrenzstärke des heimischen Maschinenbaus sollte es der Branche auch in Zukunft ermöglichen, rascher als die EU-Konkurrenz zu wachsen. Voraussichtlich wird das Produktionswachstum in Zukunft aber unter dem Niveau der letzten zwei Jahrzehnte von durchschnittlich 5 Prozent bleiben.
Wesentliche Wachstumschancen ergeben sich für den Maschinenbau aus dem Trend zu vernetzten Produktionsabläufen, zur Digitalisierung und Automation. Zudem wird die Bewältigung der Klimakrise die Nachfrage nach Umwelt- und Energietechnik in den nächsten Jahren deutlich ankurbeln (der heimische Maschinenbau erzielte mit Umwelttechnik in den letzten zehn Jahren durchschnittlich 18 Prozent vom Umsatz).
Demgegenüber stehen zahlreiche Nachfragerisiken, einerseits aufgrund struktureller Veränderungen in wichtigen Kundenindustrien, beispielsweise der Fahrzeugerzeugung. Andererseits wächst der Konkurrenzdruck aus den Schwellenländern, vor allem aus China. Zugleich wird der chinesische Markt für den europäischen Maschinenbau an Wachstumspotenzial verlieren.
Das Fraunhofer-Institut schätzt, dass die Exporte des deutschen Maschinenbaus nach China etwa ab 2025 stagnieren, falls China das Technologieniveau erreicht, wie es im Strategieplan „Made in China 2025“ festgelegt wurde. „In diesem Zusammenhang kann das im Dezember 2020 beschlossene Investitionsabkommen der EU mit China zumindest die Perspektiven der europäischen Maschinenbauer am chinesischen Markt verbessern“, sagt Wolf abschließend.
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