UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex im Jänner:
Österreichs Industrie zu Jahresbeginn weiter auf Wachstumskurs
- Der UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex ist im Jänner auf 54,2 Punkte gestiegen, den höchsten Wert seit mehr als zwei Jahren
- Trotz fast unverändert hohem Auftragswachstum verlangsamen die heimischen Betriebe das Tempo der Produktionsausweitung
- Erstmals seit einem Jahr sind im Jänner in der Industrie wieder zusätzliche Jobs entstanden
- Massiver Anstieg der Kosten durch Lieferengpässe, während der scharfe Wettbewerb nur moderate Preisanpassungen im Verkauf erlaubte
- Geschäftsaussichten trüben sich kurzfristig etwas ein, aber die Produktionserwartungen für die nächsten zwölf Monate steigen auf den höchsten Wert seit drei Jahren
Die österreichische Industrie bleibt trotz der Verschärfung des Lockdowns zur Eindämmung der Pandemie zu Beginn 2021 auf Wachstumskurs. „Der UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex stieg im Jänner auf 54,2 Punkte. Damit liegt der Indikator mittlerweile den siebenten Monat in Folge über der Schwelle von 50 Punkten, die Wachstum in der heimischen Industrie signalisiert. Der Aufschwung seit dem scharfen Einbruch während des Lockdowns im Frühjahr setzt sich fort, sodass die heimische Industrie einen recht guten Start ins neue Jahr hinlegt“, sagt UniCredit Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer. Mit der leichten Verbesserung gegenüber dem Jahresausklang unterscheidet sich der Trend in Österreich von der gesamteuropäischen Entwicklung. Der Einkaufsmanagerindex für die verarbeitende Industrie im Euroraum ist im Jänner um einen halben Punkt auf 54,7 Punkte gesunken, da vor allem die deutsche Industrie ihr Wachstumstempo reduziert hat.
„Der positive Jahresauftakt der heimischen Industrie zeigt sich in einer erneut verbesserten Auftragslage und weiteren Zuwächsen in der Produktion. Erstmals seit Beginn der Pandemie sind neue Jobs entstanden. Allerdings führten Rohstoffengpässe und Lieferverzögerungen zu noch stärkeren Kostenanstiegen und Ertragseinbußen sowie einer noch deutlicheren Verlängerung der Auslieferzeiten als im Vormonat“, fasst Bruckbauer die wesentlichen Details der monatlichen Umfrage unter Einkaufsmanagerinnen und Einkaufsmanagern der heimischen Industrie zusammen.
Asien und USA sorgen für mehr Exportnachfrage
Die heimische Industrie profitierte im Jänner weiterhin von der Belebung des internationalen Handels. „Das Tempo des Auftragswachstums hat zu Jahresbeginn zwar etwas nachgelassen, war aber dank der positiven Exportentwicklung aufgrund einer stärkeren Nachfrage aus dem asiatischen Raum und den USA dennoch sehr kräftig. Während das Neugeschäft im Vorleistungs- und Investitionsgüterbereich durch die Belebung im Export unterstützt wurde, nahmen die Aufträge im Konsumgüterbereich weiter ab“, sagt UniCredit Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl.
Der Lockdown belastet weniger exportorientierte Betriebe der Konsumgüterindustrie stark, was sich im Jänner nicht nur im Neugeschäft, sondern auch in einem Rückgang der Produktion in diesem Bereich niedergeschlagen hat. Insgesamt haben die heimischen Industriebetriebe die Produktion jedoch erneut ausgeweitet. Der Produktionsindex sank allerdings auf 51,8 Punkte, den niedrigsten Wert des seit sieben Monaten laufenden Industrieaufschwungs. In der Folge kam es zu Jahresbeginn aufgrund der höheren Dynamik im Neugeschäft zu einem Anstieg der Auftragsrückstände.
Erstmals mehr Jobs
„Nach dem Stellenabbau seit Beginn der Pandemie haben die heimischen Industriebetriebe im Jänner erstmals wieder zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen. Der Anstieg des Beschäftigtenindex auf 51,2 Punkte weist jedoch auf ein noch recht bescheidenes Tempo des Jobaufbaus hin. Bei stärkerer Produktionsausweitung hat sich die Produktivität im Sektor daher im Durchschnitt erneut leicht verbessert“, so Pudschedl. Seit acht Monaten weist das Verhältnis des Produktionsindex zum Beschäftigtenindex auf eine Verbesserung der Produktivität in der heimischen Industrie hin, nachdem der Ausbruch der Pandemie im Frühjahr zu einer schlagartigen, massiven Verschlechterung geführt hatte.
Kostendynamik beschleunigte sich stark
Die österreichische Industrie ist zunehmend mit Störungen in der Lieferkette konfrontiert, die die Verfügbarkeit von manchen Rohstoffen und Vorprodukten unter anderem infolge von Engpässen bei Schiffscontainern beeinträchtigte. Daher verlängerten sich die Lieferzeiten von Zulieferern erneut. Mit 33,2 Punkten lag der entsprechende Indikator fast auf Höhe des letzten Frühjahrs, als während der ersten Pandemiewelle sogar Produktionsstillstände erfolgten. Um die Verfügbarkeit von Vorprodukten sicherzustellen, haben die heimischen Betriebe über den reinen Produktionsbedarf hinaus die bezogene Menge an Rohstoffen und Vorprodukten zur Vorsicht erhöht. Die Bestände in den Vormateriallagern sanken im Jänner dennoch, allerdings mit der niedrigsten Rate seit acht Monaten.
„Die Kombination aus zunehmenden Engpässen in der Lieferkette und der stärkeren Nachfrage aufgrund höherer Produktionserfordernisse führte zu Beginn des Jahres zu einem sprunghaften Anstieg der Einkaufskosten. Insbesondere für Chemikalien, Metallen und Holz erhöhten sich die Preise stark. Aufgrund des scharfen Wettbewerbs gelang es jedoch nicht, die höheren Kosten vollständig auf die Kunden umzuwälzen, sodass sich die Ertragslage in der heimischen Industrie im Jänner im Durchschnitt verschlechterte“, so Pudschedl.
Mittelfristige Erwartungen haben sich erneut verbessert
Der Anstieg des UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex auf 54,2 Punkte zu Beginn des Jahres macht deutlich, dass der Aufschwung der heimischen Industrie, der nach dem ersten Lockdown im Frühjahr des vorigen Jahres begonnen hat, weiter anhält. Die Herausforderungen durch die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie im In- und Ausland nehmen jedoch zu und trüben den unmittelbaren Ausblick. Die Entwicklung der verschiedenen Industriebereiche läuft auseinander, die Probleme in der Konsumgüterindustrie nehmen zu.
Die aufgetretenen Störungen in den Lieferketten könnten sich in weiterer Folge in der Produktion auswirken, die bereits von einer abnehmenden Dynamik im Neugeschäft betroffen ist. Kurzfristig weist das Indexverhältnis zwischen Neuaufträgen und den Lagerbeständen noch auf eine Fortsetzung des Aufschwungs in der heimischen Industrie hin, denn mit den vorhandenen Lagerbeständen können die eingelangten Aufträge nicht ohne eine weitere Produktionssteigerung erfüllt werden. Allerdings zeigt der Rückgang des Indexverhältnisses im Jänner eine bevorstehende Verlangsamung an.
„Während der verlängerte Lockdown unmittelbar zu einer Abschwächung der Industriekonjunktur in Österreich führen dürfte, sind die Betriebe hinsichtlich der mittelfristigen Aussichten erneut optimistischer geworden. Die Aussicht auf eine Normalisierung des Wirtschaftslebens hat sich durch den Beginn der Impfungen konkretisiert und die Produktionserwartungen für die kommenden 12 Monate erhöht. Der Erwartungsindex ist auf 67 Punkte geklettert, den höchsten Wert seit drei Jahren“, so Bruckbauer abschließend.
Rückfragen:
UniCredit Bank Austria Economics & Market Analysis Austria
Walter Pudschedl, Tel.: +43 (0) 5 05 05-41957;
E-Mail: walter.pudschedl@unicreditgroup.at