UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator:
Wirtschaftserholung rückt durch schrittweise Lockerungen und Impffortschritte näher
- Der UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator stieg im Februar spürbar auf minus 0,5 Punkte an, begünstigt durch Lockerungen im Handel und die Belebung des globalen Handels
- Der Wachstumsrückgang im ersten Quartal mit über 1 Prozent zum Vorquartal wird voraussichtlich spürbar geringer ausfallen als der Einbruch im Schlussquartal 2020
- Hohe Infektionszahlen lassen in den kommenden Monaten nur schrittweise Lockerungen zur Unterstützung der beginnenden Erholung aus der Winterrezession zu
- Der nachhaltige Aufschwung ab dem zweiten Halbjahr wird ein Wirtschaftswachstum von 2,6 Prozent im Jahr 2021 ermöglichen sowie eine Beschleunigung auf 5,7 Prozent im Jahr 2022
- Arbeitslosenquote für 2021 weiterhin mit 9,5 Prozent erwartet. Stärkere Verbesserung auf rund 8 Prozent bis Ende 2022, dennoch spürbar über Vorkrisenniveau
- Temporär höhere Inflation von 2 Prozent im Jahresdurchschnitt 2021 und 1,9 Prozent 2022 aufgrund höherer Rohstoffpreise und Nachfragedruck in einigen Dienstleistungsbranchen
Nach den großen Herausforderungen durch die Pandemie zu Jahresbeginn 2021 hat sich die Konjunkturstimmung in Österreich mittlerweile verbessert. „Der UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator ist nach dem Rückschlag zu Jahresbeginn im Februar klar angestiegen. Der aktuelle Indikator weist mit minus 0,5 Punkten jedoch weiterhin auf einen Rückgang der Wirtschaftsleistung hin. Die österreichische Wirtschaft befindet sich noch in einer Rezession, die mit der zweiten Infektionswelle im Spätherbst 2020 eingesetzt hat. Die Abwärtsbewegung hat jedoch spürbar an Tempo verloren“, meint UniCredit Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer.
Die jüngsten Konjunktursignale sind durchaus ermutigend. Mit der vorsichtigen Lockerung der Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie für den Handel und einige persönliche Dienstleister Anfang Februar sind die Rahmenbedingungen für die österreichische Wirtschaft günstiger geworden. Zudem haben sich die positiven Impulse aus dem Ausland, die sich in einer steigenden Exportnachfrage insbesondere aus dem asiatischen Raum niederschlagen, neuerlich verstärkt. „Die Konjunkturstimmung verbessert sich in Österreich auf breiter Ebene. Der anhaltende Optimismus am Bau wird von einer steigenden Unterstützung der heimischen Industrie durch die Belebung des globalen Handels begleitet. Von den jüngsten Lockerungsmaßnahmen haben einige Dienstleistungbranchen profitiert und auch die Skepsis der Verbraucher geht zurück“, so Bruckbauer.
Schritt für Schritt aus der Rezession
Der aktuell wieder ungünstigere Infektionstrend könnte kurzzeitig erneute regionale sowie sektorale Verschärfungen zur Folge haben. Aufgrund der steigenden Durchimpfungsrate und der wachsenden Anpassungsfähigkeit der Wirtschaft an die Pandemiebedingungen etwa durch digitale Vertriebskanäle sowie dem Angebot von Abhol- oder Zustellungsservice und der weiter wachsenden internationalen Unterstützung sollte sich allerdings die Konjunkturverbesserung fortsetzen können. „Wie wir zu Beginn des Lockdowns im Herbst erwartet haben, waren bis zum ersten Quartal 2021 keine essenziellen Lockerungsmaßnahmen für manche Dienstleistungsbranchen insbesondere für das Gastgewerbe und Beherbergungsbetriebe möglich. Daher hat sich der erwartete neuerliche Rückgang der Wirtschaftsleistung eingestellt. Mit geschätzt knapp über 1 Prozent wird er voraussichtlich geringer ausfallen als jener von 2,7 Prozent zur Vorperiode im Schlussquartal 2020“, meint Bruckbauer.
Erholungstempo weiterhin von Pandemie bestimmt
Die aktuellen Infektionszahlen werden auch in den kommenden Monaten zu Einschränkungen des Wirtschaftslebens führen, aber mit der steigenden Durchimpfungsrate werden schrittweise weitere Erleichterungen erfolgen, die sich wirtschaftlich positiv auswirken werden.
„Im Verlauf des zweiten Quartals wird ein spürbarer Nachzieh- bzw. Aufholeffekt einsetzen, der insbesondere im Handel und anderen Dienstleistungsbranchen hohe Zuwächse bringen wird. In Kombination mit dem Aufschwung der globalen Wirtschaft und der ungebrochen guten Auslastung der Bauwirtschaft sollte das zweite Quartal ein solides Wachstum der österreichischen Wirtschaft bringen. Den Beginn einer nachhaltigen, dynamischen Erholung der österreichischen Wirtschaft erwarten wir jedoch erst in der zweiten Jahreshälfte“, meint Bruckbauer. Wenn auch die Pandemie zunehmend unter Kontrolle gehalten werden kann, wird der Aufschwung von Unsicherheiten geprägt bleiben, die kein konstantes Tempo der Erholung erwarten lassen.
„Nach den starken Einbußen im Jahr 2020 gehen wir für 2021 von einem noch relativ verhaltenen Anstieg des BIP um 2,6 Prozent aus. Erst für 2022 ist der Schwerpunkt der wirtschaftlichen Erholung in Sicht, der ein Wirtschaftswachstum von 5,7 Prozent bringen könnte. Das wäre das stärkste Plus seit rund 50 Jahren. Allerdings ist das Schließen der pandemiebedingten Lücke zum Niveau von 2019 erst für Mitte des Jahres 2022 zu erwarten, zumal der Erholung in manchen Branchen nach temporären Nachzieheffekten aufgrund der anhaltenden Verunsicherung Grenzen gesetzt sein werden“, erwartet UniCredit Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl.
Trotz der schwierigen Liquiditätslage in manchen Branchen, die dort auch vermehrte Insolvenzen erwarten lässt, werden unterstützt durch anhaltend günstige Finanzierungsbedingungen vor allem die Investitionen das Tempo der Erholung bestimmen. Dagegen wird der Konsum langsamer das Vorkrisenniveau erreichen, gebremst von den Verwerfungen am Arbeitsmarkt und belastet von der verschärften Ungleichverteilung der Einkommen. Der Abbau der während der Pandemie stark gestiegenen Sparquote auf ein Vorkrisenniveau wird sich über mehrere Jahre erstrecken, da dafür vorwiegend vermögendere Teile der Bevölkerung verantwortlich sind, deren Konsumverhalten nicht von der Deckung elementarer Bedürfnisse geprägt ist.
Arbeitsmarkt noch länger unter Druck
Die langsamere Erholung des Konsums im Vergleich zu den Investitionen liegt unter anderem in der angespannten Lage am heimischen Arbeitsmarkt begründet. Die ersten Monate 2021 haben unterstützt durch die Kurzarbeitsregelungen zwar eine geringfügige Entspannung gebracht, doch mit Auslaufen der bis Ende Juni verlängerten Maßnahmen werden die Herausforderungen zunehmen.
Zum einen reagiert der Arbeitsmarkt grundsätzlich verzögert auf eine wirtschaftliche Erholung und zum anderen wird die Nachfrage gerade in vielen personalintensiven Branchen nur langsam das Vorkrisenniveau erreichen. Zudem hat die Pandemie den Druck auf die Betriebe für Produktivitätssteigerungen durch effizienteren Personaleinsatz erhöht.
„Die Entspannung der Lage auf dem Arbeitsmarkt wird dank der einsetzenden wirtschaftlichen Erholung ab der Jahresmitte auf einigen Gegenwind stoßen. Nach einer Arbeitslosenquote von durchschnittlich 9,9 Prozent im Vorjahr erwarten wir im Gesamtjahr 2021 nur eine geringfügige Verbesserung auf 9,5 Prozent. Erst 2022 sollte die Arbeitslosenquote stärker auf durchschnittlich 8,6 Prozent sinken. Damit wird die Lage am Arbeitsmarkt jedoch auch Ende 2022 immer noch um Einiges angespannter als vor Ausbruch der Pandemie sein“, so Pudschedl.
Inflation nach niedrigem Jahresbeginn im Aufwind
Während die Inflation zu Jahresbeginn in Österreich unter die Marke von ein Prozent gesunken ist, haben die Inflationserwartungen auf den Märkten dagegen zugenommen. Dahinter stehen neben der Aussicht auf den Beginn einer Erholung, der nachfragebedingt die Teuerung nach oben treiben könnte, vor allem die Sorge um negative Effekte der unterstützenden Geld- und Fiskalpolitik.
„Die beginnende Erholung und höhere Rohstoffpreise werden die Teuerung in Österreich in den kommenden Monaten voraussichtlich auf über 2,5 Prozent ansteigen lassen. Dahinter wird auch eine zwischenzeitliche Verknappung des Angebots in manchen Branchen, wie zum Beispiel im Beherbergungs- und Bewirtungsbereich stehen. Der Preisdruck wird jedoch nur temporär gegeben sein. Im Jahresdurchschnitt erwarten wir für 2021 und 2022 eine Inflation um 2 Prozent“, meint Pudschedl.
Angesichts der bestehenden Unterauslastung der Wirtschaft gekennzeichnet durch die sich nur langsam schließende Outputlücke nach der Pandemie ist ein Ausufern der Inflation trotz der expansiven Geld- und Fiskalpolitik in einem absehbaren Zeitraum nicht zu erwarten. Die Voraussetzungen für eine Lohn-Preis-Spirale als Motor einer stark steigenden Teuerung sind in Österreich nach Einschätzung der Ökonomen der UniCredit Bank Austria nicht gegeben. Die hohe Arbeitslosigkeit wird die Lohndynamik in den kommenden Jahren begrenzen.
Rückfragen:
UniCredit Bank Austria Economics & Market Analysis Austria
Walter Pudschedl, Tel.: +43 (0) 5 05 05-41957;
E-Mail: walter.pudschedl@unicreditgroup.at