UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex im März:
Sehr kräftiges Lebenszeichen der österreichischen Industrie
- UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex steigt im März auf 63,4 Punkten, den zweithöchsten Wert seit Beginn der Erhebung 1998
- Starke Zunahme der Neuaufträge aus dem In- und Ausland löst kräftige Ausweitung der Produktion aus
- Erneute deutliche Beschleunigung des Beschäftigungsaufbaus
- Lieferengpässe bei Rohstoffen und Vorprodukten verursachen den stärksten Kostenanstieg seit zehn Jahren und die stärkste Lieferzeitverlängerung seit Beginn der Erhebung
- Optimismus in der Industrie nimmt zu: Der Erwartungsindex für die Produktion in den kommenden zwölf Monaten kletterte im März auf 71,2 Punkte
Die Erholung der österreichischen Industrie gewinnt sehr rasch an Tempo. „Der UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex stieg im März auf 63,4 Punkte. Er erreicht damit den zweithöchsten Wert seit der erstmaligen Erhebung des Indikators vor mehr als 20 Jahren. Der aktuelle Indikator signalisiert damit ungeachtet der bestehenden Beschränkungen zur Eindämmung der Pandemie eine starke Beschleunigung des Aufschwungs in der heimischen Industrie zu Beginn des Frühjahrs“, meint UniCredit Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer. Die Konjunkturerholung stützt sich auf die neuerlich verbesserten internationalen Rahmbedingungen für die stark exportorientierte heimische Industrie. „In ganz Europa befindet sich die Industrie im Aufwärtstrend. Der vorläufige Einkaufsmanagerindex für die verarbeitende Industrie im Euroraum ist im März auf 62,4 Punkte geklettert und hat damit sogar ein neues Allzeithoch erreicht. Deutschland profiliert sich wieder einmal als Konjunkturlokomotive, doch sowohl in den anderen europäischen Kernmärkte als auch in den Ländern an der Peripherie hat sich der Rückenwind für die Industrie deutlich verstärkt“, so Bruckbauer.
Die deutliche Verbesserung der Industriekonjunktur in Österreich zu Beginn des Frühjahrs vollzieht sich auf breiter Ebene. „Die heimischen Betriebe profitierten im März von einer starken Zunahme der Nachfrage, die eine kräftige Ausweitung der Produktion und eine Beschleunigung des Jobaufbaus auslöste. Allerdings verursachen die Verschärfung der Lieferengpässe in Kombination mit stark steigenden Kosten für Vormaterialien und Rohstoffe zunehmend Probleme“, so Bruckbauer zu weiteren wichtigen Aspekten der aktuellen Umfrage.
Neugeschäft nimmt stark zu
Alle Komponenten des österreichischen Einkaufsmanagerindex haben im März positiv zum kräftigen Anstieg des Gesamtindex beigetragen. Den stärksten Impuls setzte die Verbesserung der Auftragslage, die fast zur Hälfte zur Zunahme von insgesamt 5,2 Punkten gegenüber dem Vormonat beitrug. „Der Index der Neuaufträge stieg im März auf 63,3 Punkte. Die Auftragsentwicklung profitiert unter anderem von der Ausgabenverschiebung zugunsten von Gütern aufgrund der Nichtverfügbarkeit bestimmter Dienstleistungen und einer geringeren Anfälligkeit der Industrie für Eindämmungsmaßnahmen. Erstmals seit dem Rebound nach dem ersten Lockdown war für den Aufwind im Neugeschäft daher die Inlandsnachfrage ein stärkerer Antrieb als die Exportnachfrage “, meint UniCredit Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl.
Die verstärkte Nachfrage und die steigende Zuversicht über die Nachhaltigkeit der Erholung hat die heimischen Betriebe im März zu einer deutlichen Ausweitung der Produktion veranlasst. Der Produktionsindex kletterte auf 62,9 Punkte. Erstmals in der laufenden Erholung erfolgte die Produktionsausweitung auf breiter Basis. Wenn auch die Herstellung von Investitionsgütern weiterhin die stärkste Dynamik aufweist, konnte neben der Vorleistungsgüterindustrie nun auch die Konsumgüterindustrie zulegen.
„Trotz der starken Produktionsausweitung nahmen die Auftragsrückstände im März mit neuem Rekordtempo zu. Die heimischen Betriebe konnten aufgrund der massiven Verschärfung der seit einigen Monaten auftretenden Lieferschwierigkeiten bei Vormaterialien und Rohstoffen die Produktion nicht so rasch ausweiten, wie gewünscht. Insbesondere der Engpass bei Aluminium, Kupfer, Stahl sowie chemischen Produkten und elektronischen Teilen zum Teil aufgrund von Transportkapazitätsproblemen verlängerte die Lieferzeiten auf beiden Seiten der Lieferkette mit neuem Rekordtempo“, so Pudschedl. Die Blockade des Suezkanals in den vergangenen Tagen durch ein auf Grund gelaufenes Containerschiff hat die diesbezüglichen Probleme für die Industrie zumindest kurzfristig weiter verschärft.
Beschleunigte Entspannung am Arbeitsmarkt
Angesichts der verbesserten Auftragslage und der Ausweitung der Produktion hat sich in der heimischen Industrie im März die Beschäftigtensituation erneut spürbar verbessert. „Den dritten Monat in Folge werden in der Industrie nunmehr neue Jobs geschaffen und das Tempo des Jobaufbaus hat sich aktuell sogar stark erhöht. Der Beschäftigtenindex stieg auf 57,5 Punkte, den höchsten Wert seit zweieinhalb Jahren. Das Beschäftigungsplus blieb jedoch hinter der Produktionsausweitung etwas zurück, sodass die Produktivität im Sektor im Durchschnitt erneut anstieg“, sagt Pudschedl. Seit zehn Monaten weist das Verhältnis des Produktionsindex zum Beschäftigtenindex auf eine Verbesserung der Produktivität in der heimischen Industrie hin, nachdem der Ausbruch der Pandemie im Frühjahr zu einer schlagartigen, massiven Verschlechterung geführt hatte.
Die Arbeitslosenquote in der Industrie ist mit durchschnittlich knapp über 5 Prozent im ersten Quartal 2021 um rund ½ Prozentpunkt höher als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Im März war die Arbeitslosenquote jedoch erstmals niedriger als im Vorjahresmonat, als der Ausbruch der Pandemie zu einem Lockdown führte. Nach 4,9 Prozent im Jahresdurchschnitt 2020 erwarten die Ökonomen der UniCredit Bank Austria für 2021 eine Arbeitslosenquote in der Industrie von noch knapp über 4 Prozent. Damit wird die Arbeitslosenquote im Sektor noch um rund ½ Prozentpunkt höher als im Vorkrisenjahr 2019 sein. Die Arbeitsmarktlage bleibt in der Industrie jedoch deutlich günstiger als in der Gesamtwirtschaft, für die eine Arbeitslosenquote von rund 9,5 Prozent für 2021 erwartet wird.
Kostenanstieg durch starke Nachfrage nach Vormaterialien und Lieferengpässe
Erstmals seit neun Monaten nahmen die Bestände in den Vormateriallagern im März geringfügig zu. Die heimischen Betriebe haben die Einkaufsmenge deutlich erhöht, um die stark gestiegene Kundennachfrage erfüllen zu können bzw. um besser für erwartete Lieferengpässe gewappnet zu sein. Die starke Nachfrage hat angesichts bestehender Lieferengpässe und limitierter Transportkapazitäten die Preise für Vormaterialien und Rohstoffe noch stärker ansteigen lassen als in den vergangenen Monaten. Mehr als 70 Prozent der befragten Unternehmen gaben an, dass ihre Einkaufskosten gestiegen sind, zumal sich auch die Frachtkosten erhöht haben. „Die stark gestiegenen Einkaufskosten konnten die Hersteller aufgrund des scharfen Wettbewerbs nicht in vollem Umfang an die Kunden weitergeben. Trotz der stärksten Anhebung der Verkaufspreise seit zehn Jahren hat sich die Ertragslage in der heimischen Industrie im März im Durchschnitt erneut verschlechtert“, so Pudschedl.
Industrie weiter im Erholungsmodus
Der sich weiter beschleunigende Aufwärtstrend des UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex im März zeigt eine Verstärkung der Erholung der österreichischen Industrie an. Das Indexverhältnis zwischen Neuaufträgen und den Lagerbeständen im Verkauf hat sich erneut erhöht und weist für die kommenden Monate auf eine dynamische Fortsetzung des Aufschwungs hin, denn mit den vorhandenen Lagerbeständen können die eingelangten Aufträge nicht ohne einer weiteren Steigerung der Produktion erfüllt werden.
„Die Zuversicht der heimischen Industrie ist gewachsen, auch auf längere Sicht. Der Erwartungsindex, der die Geschäftseinschätzungen der heimischen Betriebe für die kommenden zwölf Monate widerspiegelt, ist auf 71,2 Punkte gestiegen. Nach dem Rückgang der Industrieproduktion um 7,5 Prozent im Vorjahr erwarten wir für 2021 ein starkes Plus um rund 5 Prozent“, so Bruckbauer abschließend.
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