26.05.2021

Umfrage unter Menschen mit Behinderungen zu Inklusion während der Corona-Pandemie:
„Hürden sichtbar machen, um sie zu beseitigen“

  • In Österreich leben 1,4 Millionen Menschen mit Behinderungen
  • 80 Prozent der befragten Menschen mit Behinderungen befanden sich während der Pandemie in einem aufrechtem Beschäftigungsverhältnis
  • Wirtschaftliche Situation für 82 Prozent der Menschen mit Behinderungen trotz Corona weitgehend stabil
  • 45 Prozent geben an, dass sich ihre Situation durch die Corona-Krise verschlechtert hat: Hauptprobleme in der Pandemie waren fehlende Sozialkontakte, Isolation und Einsamkeit 
  • Home Office gewinnt klar an Bedeutung, 50 Prozent der Befragten präferieren allerdings einen ausgewogenen Mix an Home-Office und Büro, weil sonst Sozialkontakte fehlen
  • Für 65 Prozent der Befragten sind digitale und barrierefreie Dienstleistungen ein wichtiges Auswahlkriterium

In Österreich leben 1,4 Millionen Menschen mit Behinderungen, das sind 18,4 Prozent der gesamten Bevölkerung. Die UniCredit Bank Austria betrachtet Menschen mit Behinderungen als eine wichtige Kundengruppe und führte gemeinsam mit ihren Disability Partnern myAbility, der Hilfsgemeinschaft der Blinden und Sehschwachen und dem Kriegsopfer- und Behindertenverband (KOBV), eine repräsentative Umfrage unter Menschen mit Behinderungen durch, wie es ihnen während des letzten Jahres ergangen ist und wie sich ihre Situation während der Pandemie verändert hat.
80 Prozent der befragten Menschen mit Behinderungen befanden sich während der Pandemie in einem aufrechten Beschäftigungsverhältnis und 82 Prozent gaben an, dass ihre finanzielle Situation durch die Coronakrise nicht gelitten hat. Trotzdem empfanden 45 Prozent der Befragten, dass sich ihre Gesamtsituation durch die Krise verschlechterte. Hauptgründe dafür waren fehlende soziale Kontakte, psychische Belastungen und fehlende Freizeit- und Kulturangebote. Menschen mit Behinderungen haben die coronabedingten Einschränkungen stärker zu spüren bekommen, als der Rest der Bevölkerung. Mund-Nasenschutz, Abstandsregeln, verstärkter Eigenschutz und Intoleranz waren die Hauptherausforderungen. 

„Aus meiner Sicht ist es besonders wichtig, Hürden dieser Art für Menschen mit Behinderungen sichtbar zu machen und diese zu benennen, denn nur, wenn wir uns diese Barrieren bewusst machen, können wir daran arbeiten, diese zu beseitigen“, betont Robert Zadrazil, Vorstandsvorsitzender der UniCredit Bank Austria.

Und Gregor Demblin, Gründer von myAbility, Österreichs führendes Social Enterprise, das sich für eine chancengerechte Gesellschaft einsetzt und Unternehmen hilft, die Potenziale von Menschen mit Behinderungen als KundInnen und MitarbeiterInnen zu nutzen, ergänzt: „Uns von myAbility freut es ganz besonders, dass ein großes Unternehmen wie die UniCredit Bank Austria aktiv auf Menschen mit Behinderungen zugeht und sie befragt, wie es ihnen während der Pandemie-Zeit ergangen ist, daher haben wir die Durchführung dieser Umfrage tatkräftig unterstützt.“ 

Corona-Infrastruktur häufig nicht barrierefrei
Und Demblin weiter: „Für Menschen mit Behinderungen gab es aufgrund der Corona-Maßnahmen zusätzliche Barrieren, an die jemand, der diese Einschränkung nicht hat, vielleicht gar nicht denkt: So war etwa durch das Tragen von Masken ein Lippenabsehen unmöglich. Zudem wurde bei den rasch eingeleiteten Maßnahmen und der aufgebauten Infrastruktur zur Bekämpfung der Pandemie oft auf die Beachtung von Barrierefreiheit vergessen.“

So waren die für Testzwecke aufgestellten Schnupfenboxen nicht barrierefrei, die Wartezeiten auf notwendige Arzt- und Behandlungstermine hatten sich empfindlich erhöht, für Blinde und sehbehinderte Menschen war die ohnehin schon herausfordernde Fortbewegung unter Einhaltung der Sicherheitsabstände noch weiter erschwert und mangelnde Bewegungsmöglichkeiten und Isolierung verschlechterten die körperlichen und seelischen Zustände der Menschen mit Behinderungen in besonderem Maße. Daher fordert Demblin für die Zukunft, „dass auch bei solch raschen Lösungen die Anforderungen von Menschen mit Behinderungen mitbedacht werden, damit Lösungen für alle gefunden werden.“

Online-Services seit Corona im Vormarsch
Alle Online-Angebote, insbesondere Online-Banking und -Beratungsleistungen, aber auch ganz generell das Online-Shopping wurden von Menschen mit Behinderungen deutlich häufiger verwendet als vor der Covid-19 Krise. Martin Gölles, Leiter der Marktforschung der UniCredit Bank Austria, zeigt auf: „65 Prozent der befragten Menschen mit Behinderungen nutzten verstärkt das Online-Shopping-Angebot. 92 Prozent der Befragten nutzen Online-Banking und werden das auch in Zukunft tun. 65 Prozent aller Befragten und 74 Prozent der UniCredit Bank Austria Kunden wollen auch in Zukunft auf Online-Beratung setzen.“ 

Zudem haben die digitalen Gespräche zwischen Berater und Privatkunden in der Kommunikationszentrale des Bank Austria Internetbankings 24You bzw. im Mobile-Banking im letzten Jahr um +220 Prozent zugenommen, sich also verdreifacht. 

„Wir haben während der Lockdowns gesehen, dass unsere Investitionen in Barrierefreiheit und in die Digitalisierung nicht nur Menschen mit Behinderungen, sondern uns allen zugutekommen“, sagt Robert Zadrazil. „Denn während des Lockdowns waren wir alle in unserer Bewegungsfreiheit eingeschränkt und es war für niemanden ratsam, für Bankdienstleistungen in die Filiale zu kommen.“

Home-Office ist gekommen, um zu bleiben
Fast alle Unternehmen in Österreich (93 Prozent) haben während der Pandemie Home-Office angeboten und gut zwei Drittel der Befragten haben dieses Angebot auch genutzt. Gut die Hälfte der Befragten fühlte sich vom Arbeitgeber gut bei der Einrichtung des Heimarbeitsplatzes unterstützt, doch 10 Prozent haben von ihren Unternehmen gar keine Unterstützung dabei erfahren. 50 Prozent der Befragten bevorzugt aber für die Zukunft eine Mischung aus Büro- und Heimarbeitszeiten. 

„Diese Umfrage bestärkt uns in der Überzeugung, dass ein ausgewogener Mix an Arbeit im Büro gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen und von zu Hause das bevorzugte Erfolgsmodell ist“, sagt Zadraztil. „Wir haben bereits vor der Krise die Möglichkeit zu Remote Work geboten, auch für unsere 288 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit Behinderungen. Nun haben wir bereits die Weichen dafür gestellt, dass die freiwillige Nutzung von Home Office in Zukunft in verstärktem Ausmaß integraler Bestandteil unserer Arbeitskultur bleiben wird.“

Gregor Demblin betont, dass „es für uns von höchster Bedeutung ist, die Barrieren für Menschen mit Behinderungen aufzuzeigen, Bewusstseinsarbeit zu leisten und damit einen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Wandel hin zu mehr Teilhabe, Chancengerechtigkeit und Barrierefreiheit einzuleiten. Das ist eines unserer Hauptanliegen, für das wir kämpfen.“ 

Und Robert Zadrazil ergänzt abschließend: „Die Ergebnisse dieser Umfrage unterstreichen für mich sehr deutlich, wie wichtig es war, das Thema Digitalisierung unserer Services und unserer Arbeitsweisen in einem frühen Stadium anzugehen und mit vollem Einsatz auf unsere Agenda zu nehmen. Gerade in dieser Krise haben wir alle sehr davon profitiert.“

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UniCredit Bank Austria Pressestelle
Volker Moser, Tel.: +43 (0) 5 05 05-52854
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