UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator:
Steigende Herausforderungen für die Konjunkturerholung im Winter
- Anstieg des UniCredit Bank Austria Konjunkturindikators im Oktober auf 5,2 Punkte unterbricht zwischenzeitlich zu Herbstbeginn angelaufene Konjunkturverlangsamung
- Steigende Herausforderungen durch Lieferengpässe für Bau und Industrie sowie für den Dienstleistungssektor durch hohe Infektionszahlen und auslaufende Nachholeffekte belasten den Aufschwung über den Winter
- Erhöhung der BIP-Prognose für 2021 aufgrund der starken Erholung im Frühjahr und Sommer auf 4,9 Prozent. Wir erwarten weiterhin ein Wirtschaftswachstum von 5,1 Prozent für 2022
- Die Arbeitslosenquote wird 2021 auf sogar 8,1 Prozent und weiter auf 7,2 Prozent 2022 sinken, trotz Unterbrechung des Verbesserungstrends über den Winter
- Steigende Inflationsrisiken: Trendwende dank Ölpreisrückgang im Jahresverlauf 2022
Der rückläufige Stimmungstrend der vergangenen Monate in der österreichischen Wirtschaft wurde unterbrochen. „Der UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator ist im Oktober auf 5,2 Punkte gestiegen und hat sich damit erstmals seit drei Monaten wieder leicht verbessert. Der Anstieg des Indikators weist jedoch nach unserer Einschätzung nur auf eine temporäre Unterbrechung der bereits laufenden Konjunkturverlangsamung hin“, sagt UniCredit Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer und ergänzt: „In den kommenden Monaten wird sich der Aufschwung der österreichischen Wirtschaft voraussichtlich fortsetzen, doch das Erholungstempo wird spürbar nachlassen. Auslaufende Nachholeffekte, Lieferprobleme und Maßnahmen gegen die steigenden Infektionszahlen bremsen die Konjunktur über den Winter.“
Vor Ankündigung der Verschärfung der Maßnahmen gegen die Pandemie im November hatte sich die Stimmung der heimischen Konsumenten angesichts der Verbesserung der Lage am Arbeitsmarkt noch erhöht. Auch der Optimismus im Dienstleistungssektor hatte dank der starken Nachfrage zugenommen und damit den Anstieg des UniCredit Bank Austria Konjunkturindikators ausgelöst. Dagegen trübten sich die internationalen Rahmenbedingungen für die heimische Industrie weiter ein und auch die Stimmung in der Bauwirtschaft hatte im Oktober nachgelassen.
Angleichung der Sektortrends, jedoch auf niedriges Wachstumsniveau
Dieser Stimmungstrend unterstreicht die hohe Dynamik, die seit dem Sommer im Dienstleistungsbereich besteht und maßgeblich zum hohen Wirtschaftswachstum in den vergangenen Monaten beigetragen hat, während die Erholung bis Mitte des Jahres hauptsächlich vom Aufschwung in der Industrie und am Bau getragen wurde. In der Industrie werden in den kommenden Monaten die etwas nachlassende Nachfrage und die Engpässe in den Lieferketten das Wachstum belasten.
Auch am Bau werden Lieferprobleme sowie Personalmangel die weitere Entwicklung trotz voller Auftragsbücher beeinträchtigen. „In den kommenden Monaten ist mit einer Angleichung der Entwicklungstrends der einzelnen Wirtschaftssektoren zu rechnen, allerdings durch ein Einpendeln auf ein niedrigeres Erholungstempo in allen Bereichen. Die jüngste Verschärfung der Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie und die Einführung der 2G-Regelung werden den starken Aufschwung im Dienstleistungssektor über den Winter spürbar bremsen mit besonders hohen Risiken für das Gastgewerbe, den Tourismus und die körpernahen Dienstleistungsbranchen“, meint Bruckbauer.
Das Wachstumstempo wird sich in den kommenden Monaten klar verlangsamen, die Erholung der österreichischen Wirtschaft sollte jedoch anhalten. „Aufgrund des besonders starken Wachstums über den Sommer hat die heimische Wirtschaftsleistung bereits zum Vorkrisenniveau aufgeschlossen. Wir haben daher unsere BIP-Prognose für das Gesamtjahr 2021 auf 4,9 Prozent erhöht. Für 2022 rechnen wir unverändert mit einem Wirtschaftswachstum von 5,1 Prozent“, so UniCredit Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl.
Verbesserungstrend am Arbeitsmarkt setzt sich über den Winter vorerst nicht fort
Das kräftige Erholungstempo der österreichischen Wirtschaft über den Sommer hat die Lage am Arbeitsmarkt deutlicher verbessert als ursprünglich angenommen. Bis Ende Oktober sank die saisonbereinigte Arbeitslosenquote auf 7,4 Prozent und lag damit erstmals nicht mehr über dem Jahresdurchschnitt 2019, dem letzten vollen Jahr vor Ausbruch der Pandemie.
„Aufgrund der starken Verbesserung der Lage am Arbeitsmarkt in den vergangenen Monaten erwarten wir für 2021 nur noch eine Arbeitslosenquote von durchschnittlich 8,1 Prozent. Die Verlangsamung des Wirtschaftsaufschwungs und die zusätzlichen Belastungen für einige Dienstleistungsbranchen durch die gesetzten Maßnahmen gegen steigende Infektionszahlen werden über den Winter den rückläufigen Trend der Arbeitslosigkeit voraussichtlich unterbrechen. Mit der Beschleunigung der Konjunktur infolge der erwarteten Entspannung der Infektionslage im Frühjahr dürfte sich die Arbeitslosenquote wieder nach unten bewegen. Im Jahresdurchschnitt 2022 erwarten wir mit 7,2 Prozent sogar eine geringere Arbeitslosenquote als vor Ausbruch der Pandemie“, meint Pudschedl.
Lieferengpässe treiben Inflation vorerst noch an
Nach niedrigen Werten zu Jahresbeginn ist im laufenden Jahr die Teuerung kräftig angestiegen. In den ersten neun Monaten betrug die Teuerung durchschnittlich 2,3 Prozent, lag jedoch im Herbst bereits über der Marke von 3 Prozent im Jahresvergleich. „Der Inflationshöhepunkt ist angesichts der hartnäckigen angebotsseitigen Lieferprobleme für viele Rohstoffe und Vormaterialien sowie der weiterhin starken Nachfrage derzeit noch nicht erreicht. Nach Werten zwischen 3,5 und 4 Prozent im Jahresvergleich wird die Inflation in Österreich erst ab dem Frühjahr abflauen. Insbesondere der erwartete Rückgang des Ölpreises im Jahresverlauf 2022 dürfte eine Wende des Inflationstrends bewirken. Im Jahresdurchschnitt erwarten wir derzeit sowohl für 2021 als auch 2022 eine Teuerung von 2,6 Prozent. Allerdings haben sich die Prognoserisiken klar nach oben verschoben“, meint Pudschedl.
Während höhere Nahrungsmittelpreise, das Auslaufen der Reduktion der Mehrwertsteuersätze für Beherbergung, Gastronomie und Kulturdienstleistungen mit Jahresbeginn und nachfrageseitig die Verbesserung am Arbeitsmarkt sowie stärkere Lohnsteigerungen die Inflationsrisiken erhöhen, erwarten die Ökonomen der UniCredit Bank Austria weder von der Fiskalpolitik noch von der Geldpolitik einen spürbaren Inflationsauftrieb. Das Wachstum der Geldmenge hat sich vom Anstieg der Geldbasis abgekoppelt. Der Geldmultiplikator, das Verhältnis von Geldmenge zu Geldbasis, ist in den vergangenen Jahren kollabiert. Erst wenn nachfragebedingt die Faktorauslastung steigt, ist mit einem dauerhaften Anstieg der Inflation zu rechnen. Angesichts der bestehenden Lücke der österreichischen Wirtschaftsleistung gegenüber dem Vorkrisentrend ist derzeit ein Inflationsrisiko durch den geldpolitischen Kurs der EZB unwahrscheinlich und der aktuelle Inflationsanstieg als überwiegend temporär einzuschätzen.
Rückfragen:
UniCredit Bank Austria Economics & Market Analysis Austria
Walter Pudschedl, Tel.: +43 (0) 5 05 05-41957;
E-Mail: walter.pudschedl@unicreditgroup.at