UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex im Dezember:
Nachlassende Lieferengpässe unterstützten Verbesserung der Industriekonjunktur in Österreich zum Jahresende 2021
- UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex stieg im Dezember leicht auf 58,7 Punkte an
- Mehr Neugeschäft und die Aufarbeitung von Auftragsrückständen führten zu solider Steigerung der Produktionsleistung
- Anhaltender Jobaufbau nach Erweiterung der Produktionskapazitäten: Arbeitslosenquote in der Industrie lag Ende 2021 mit 3,4 Prozent saisonbereinigt bereits klar unter Vorkrisenniveau
- Leichte Abschwächung der Lieferprobleme: Lieferzeiten nahmen deutlich weniger stark zu als im Vormonat und die Preise zogen geringer an
- Die Geschäftsaussichten auf Jahressicht blieben positiv, der Erwartungsindex schwächte sich jedoch auf 56,6 Punkte ab; den niedrigsten Wert seit August 2020
Die Erholung der heimischen Industrie hat zum Jahresende wieder etwas an Kraft gewonnen. „Nach dem spürbaren Rückgang im Vormonat hat im Dezember der UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex wieder etwas zugelegt und liegt mit aktuell 58,7 Punkten solide über der Wachstumsschwelle von 50 Punkten“, meint UniCredit Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer.
Industrieerholung in Österreich rascher und stärker als im Euroraum
Damit konnte sich die heimische Industrie weiterhin positiv von der Entwicklung im Euroraum abheben. Der vorläufige Einkaufsmanagerindex für die verarbeitende Industrie im Euroraum sank im Dezember leicht auf 58,0 Punkte, trotz eines moderaten Anstiegs des deutschen Indikators, belastet unter anderem von einem klaren Rückgang in Frankreich. Fast über das gesamte Jahr 2021 überstieg der österreichische Einkaufsmanagerindex den europäischen Vergleichswert und wies damit stets auf ein ¬– zum Teil sogar deutlich – höheres Erholungstempo hin. „Aufgrund der bisher vorliegenden Konjunkturdaten sowie der aktuellen Einkaufsmanagerindizes schätzen wir den Anstieg der Industrieproduktion in Österreich im Jahresdurchschnitt 2021 auf 9,5 Prozent. Damit war das Industriewachstum in Österreich um rund einen Prozentpunkt höher als im Euroraum“, so Bruckbauer. Während die Industrieproduktion im Euroraum noch knapp unter dem Vorkrisenniveau von 2019 liegt, hat die österreichische Sachgüterindustrie das Vorkrisenniveau mittlerweile bereits um fast 2 Prozentpunkte übertroffen.
Produktionsanstieg hauptverantwortlich für höheren österreichischen EMI
Die leichte Verbesserung des UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex im Dezember wurde durch ein Nachlassen der Lieferschwierigkeiten begünstigt. „Nach der annähernden Stagnation im Vormonat wurden im Dezember wieder solide Auftrags- und Produktionszuwächse erzielt. Der Jobaufbau setzte sich wenig vermindert fort. Trotz einer leichten Abschwächung sorgten die Materialengpässe und Transportprobleme für einen erneuten Anstieg der Kosten. Die Einkaufspolitik ist folglich weiterhin von der hohen Unsicherheit in den Lieferketten gekennzeichnet, was zu anhaltendem Lageraufbau führte“, fasst Bruckbauer die wichtigsten Ergebnisse der monatlichen Umfrage zusammen.
Höheres Plus bei Auftragseingängen auch dank verbessertem Exportneugeschäft
Die erneute Belebung der Industriekonjunktur zum Jahresende zeigte sich am deutlichsten im Anstieg des Produktionsindex um fast 4 Punkte auf 53,9 Punkte, der damit dennoch einen der niedrigsten Werte seit Beginn der laufenden Erholung erreichte. „Die heimischen Betriebe haben im Dezember ihre Produktionsleistung wieder spürbar ausgeweitet. Neben der Aufarbeitung bestehender Auftragsrückstände sorgte auch eine gestiegene Nachfrage vor allem auch aus dem Ausland für höhere Produktionserfordernisse. Allerdings bremsten Engpässe bei Materialien und Komponenten sowie Transportprobleme die Unternehmen ein, sodass es erneut zu einem Anstieg der Lieferzeiten kam“, meint UniCredit Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl. Die Auslieferzeiten nahmen jedoch im geringstem Ausmaß seit Jänner 2021 zu.
Lageraufbau aus Verunsicherung
„Die Sorge über andauernde Lieferengpässe führte zu einer kräftigen Ausweitung der Einkaufsmenge. Mit 59,9 Punkten übertraf der entsprechende Index nicht nur den langjährigen Durchschnitt, sondern auch erneut deutlich das Niveau des Produktionsindex. Dies deutet auf einen gezielten Aufbau der Lagerbestände durch die heimischen Betriebe hin“, so Pudschedl. Der achte Aufbau der Vormateriallager in Folge war nur unwesentlich geringer als im Rekordmonat November und konzentrierte sich vor allem auf Investitionsgüter. Doch auch die Lagerbestände an Vorleistungs- und Konsumgütern wurden erhöht.
Verteuerung von Vormaterialien und Rohstoffen hat etwas nachgelassen
Die Probleme in den Lieferketten und die gestiegenen Energiekosten sorgten erneut für einen starken Anstieg der Einkaufspreise. Auch eine Reihe von Vormaterialien wie Aluminium, Elektronikteile, Verpackungen, Kunststoffe, Stahl und Holz verteuerten sich spürbar. Unterstützt durch eine Abschwächung der globalen Lieferprobleme sank der Index der Einkaufspreise im Dezember allerdings auf 85,1 Punkte. Die Engpässe werden von den Betrieben in der aktuellen Umfrage zwar noch rund achtmal so gravierend als normal üblich angesehen, was jedoch gegenüber dem Sommer eine deutliche Verbesserung darstellt. Insbesondere bei Polymeren, Kupfer, Eisen, Stahl sowie auch Halbleitern hat sich die Situation zu entspannen begonnen. „Der Kostenauftrieb im Einkauf von Vormaterialien und Rohstoffen blieb zum Jahresende sehr hoch, wenn auch geringer als in den vergangenen neun Monaten. Auch die Verkaufspreise legten stark zu, jedoch seit zwei Monaten mit abnehmender Tendenz. Die heimischen Betriebe waren im Dezember nicht in der Lage, den Kostenanstieg in vollem Umfang an die Kunden weiterzugeben, sodass sich im Durchschnitt die Ertragslage – wenn auch mit nachlassendem Tempo – verschlechtert haben dürfte“, so Pudschedl.
Beschäftigungsaufbau weiter überdurchschnittlich stark, aber mit nachlassendem Tempo
Infolge der Kapazitätserweiterungen zur Abdeckung der gestiegenen Nachfrage der vergangenen Monate haben die heimischen Industriebetriebe auch zum Jahresende 2021 die Beschäftigung überdurchschnittlich stark erhöht. Der Beschäftigtenindex schwächte sich jedoch den zweiten Monat in Folge ab und erreichte mit 59,7 Punkte nur noch den niedrigsten Wert seit April.
Im Verlauf des Jahres 2021 hat die Beschäftigung in der Sachgüterindustrie in Österreich um rund 10.000 Personen saisonbereinigt zugenommen, lag mit knapp über 628.000 zum Jahresende jedoch noch geringfügig unter dem Vorkrisenstand. Im gleichen Zeitraum reduzierte sich die Anzahl der Arbeitssuchenden saisonbereinigt um rund 8.000 auf etwa 22.000 Personen und unterschreitet damit bereits knapp den Stand vor Ausbruch der Pandemie. „Zum Jahresende 2021 hat die saisonbereinigte Arbeitslosenquote in der heimischen Sachgüterindustrie nur noch 3,4 Prozent betragen. Damit war die Arbeitslosenquote, die während des ersten Lockdowns im Frühjahr 2020 auf fast 6 Prozent gestiegen war, bereits niedriger als vor Ausbruch der Pandemie. Wir erwarten, dass sich in den kommenden Monaten der Rückgang der Arbeitslosenquote in der Industrie, wenn auch mit geringerem Tempo noch fortsetzen wird, zumal derzeit um fast 70 Prozent mehr offene Stellen ausgeschrieben sind als vor Pandemiebeginn“, meint Pudschedl und ergänzt: „Nachdem im Jahresdurchschnitt 2021 aufgrund der höheren Werte zu Jahresbeginn die durchschnittliche Arbeitslosenquote noch 4,0 Prozent betrug, sollte im kommenden Jahr der Tiefststand aus 2019 von 3,7 Prozent unterschritten werden. Das bestimmende Problem wird 2022 jedoch die Enge am Arbeitsmarkt werden, denn die Vakanzquote ist mit derzeit 2 Prozent doppelt so hoch wie vor drei Jahren.“ Auf eine offene Stelle kommen in der heimischen Industrie durchschnittlich nur noch 1,7 freie Bewerber. Der Facharbeitermangel ist vor allem in Oberösterreich und in Salzburg besonders gravierend, denn die Stellenandrangziffer liegt hier sogar bereits unter eins.
Optimismus schwächt sich ab
Die heimische Industrie zeigte sich vom Lockdown der vergangenen Wochen erwartungsgemäß relativ unbeeindruckt. Nachlassende Lieferprobleme haben zum Jahresende sogar für etwas Rückenwind gesorgt. Die Aussichten für die österreichische Industrie werden in den kommenden Monaten allerdings weiterhin durch die globalen Lieferprobleme belastet sein, die sich durch eine Verschärfung von Maßnahmen gegen die Ausbreitung der Virusvariante Omikron zwischenzeitlich noch verschärfen könnten.
Die Material- und Transportprobleme werden die große Herausforderung für die Industrie im Jahr 2022 bleiben, denn eine dauerhafte Entspannung der weltweiten Lieferengpässe ist erst im späteren Jahresverlauf zu erwarten. „Insbesondere die steigenden Kosten bereiten der heimischen Industrie große Sorgen und dämpfen den Optimismus mittlerweile spürbar. Der Erwartungsindex für die Geschäftsaussichten auf Jahressicht schwächte sich im Dezember den vierten Monat in Folge ab und lag mit nur noch 56,6 Punkte auf einem 16-Monatstief“, so Bruckbauer. Erstmals seit August 2020 lagen die Erwartungen der heimischen Industrie auch unter dem langjährigen Durchschnittswert.
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