27.01.2022

UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex im Jänner:
Österreichs Industrie startete stark ins Jahr 2022 und wird optimistischer

  • UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex stieg im Jänner deutlich auf 61,5 Punkte 
  • Kräftige Ausweitung der Produktion nach Beschleunigung des Auftragswachstums aus dem In- und Ausland 
  • Tempo des Beschäftigtenaufbaus hat zu Jahresbeginn zugenommen 
  • Industrie setzt aufgrund der angespannten Lieferketten bewusst auf Aufbau der Lager 
  • Verlangsamung des Preisauftriebs und geringere Verlängerung der Lieferzeiten weisen auf weitere moderate Abschwächung der Lieferengpässe hin 
  • Mit mehr Optimismus ins neue Jahr: Deutliche Verbesserung der unmittelbaren Aussichten für die kommenden Monate und Anstieg des Erwartungsindex auf Jahressicht auf 61,7 Punkte

UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex
Die Industriekonjunktur setzte zu Beginn des Jahres 2022 trotz der Ausbreitung der neuen Virusvariante Omikron in Österreich den Aufwärtstrend fort. „Nach der durch den November-Lockdown verursachten Delle nahm die Erholung der heimischen Industrie im Jänner wieder kräftig Fahrt auf. Der UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex kletterte auf 61,5 Punkte und erreichte damit den höchsten Wert seit September“, meint UniCredit Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer und ergänzt: „Nach der Verlangsamung zu Winterbeginn sorgte neben dem Ende des Lockdowns auch die Verbesserung des internationalen Umfelds für den starken Start ins Jahr 2022. Der vorläufige Einkaufsmanagerindex für die verarbeitende Industrie im Euroraum stieg auf 59 Punkte, angeheizt vor allem von der deutlichen Konjunkturverbesserung in Deutschland.“ Der Index für die verarbeitende Industrie stieg in Deutschland, dem wichtigsten Handelspartnerland der österreichischen Industrie, auf 60,5 Punkte. 

Der Anstieg des UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex zu Jahresbeginn um fast drei Punkte war die stärkste Verbesserung seit dem Frühjahr 2021. „Vor allem die Beschleunigung des Neugeschäfts sorgte für mehr Rückenwind für Österreichs Industrie und führte im Jänner zu einer kräftigen Produktionsausweitung. Das Tempo des Jobaufbaus nahm daher zu. Die beschränkte Materialversorgung und Transportprobleme verursachten erneut einen starken Kostenauftrieb und eine Verlängerung der Lieferzeiten, doch die Angebotsengpässe haben sich etwas abgeschwächt“, fasst Bruckbauer die Ergebnisse der Jänner-Umfrage zusammen. 

Neugeschäft belebt die Produktion
Die österreichischen Industriebetriebe haben zu Jahresbeginn 2022 die Produktion stark ausgeweitet. Der Produktionsindex stieg im Jänner auf 58,4 Punkte und erreichte damit den höchsten Wert seit vier Monaten. „Die kräftige Ausweitung der Produktionskapazitäten folgte einem deutlichen Anstieg der Nachfrage nach Made in Austria im Jänner. Neben den Aufträgen aus dem Inland nahm vor allem das Neugeschäft aus dem Ausland stark zu. Der Index der Exportaufträge kletterte mit 59,4 Punkten auf den höchsten Wert seit einem halben Jahr“, sagt UniCredit Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl. 

Trotz der starken Produktionsausweitung stiegen die Auftragsrückstände spürbar an, was nicht nur auf die Nachfragebeschleunigung zurückzuführen war, sondern vor allem auch auf die großen Herausforderungen bei der Beschaffung von Vormaterialien und Rohstoffen infolge der Lieferengpässe. Die Lieferzeiten verlängerten sich auch im Jänner stark. Allerdings nahmen die Auslieferzeiten im geringsten Ausmaß seit einem Jahr zu. Die Anzahl der Materialien mit Lieferproblemen ging zu Jahresbeginn 2022 zurück und auch die Verzögerungen bei der Verschiffung zeigten nach Angaben der Betriebe Anzeichen einer Entspannung. 

Lieferprobleme nehmen etwas ab, Personalprobleme zu
„Das Nachlassen der Versorgungsengpässe hat in vielen heimischen Betrieben zu Jahresbeginn eine starke Ausweitung der Produktion ermöglicht. Gleichzeitig haben sich jedoch die Personalprobleme verschärft und behindern zunehmend die Produktion“, meint Pudschedl und ergänzt: „Seit einem Jahr steigt die Beschäftigung in der heimischen Industrie und das Tempo hat im Jänner noch zugenommen. Mit saisonbereinigt 630.000 Beschäftigten wird ein Allzeithoch erreicht. Das Angebot am Arbeitsmarkt hat sich deutlich verknappt bei einem Rückgang der Arbeitslosenquote klar unter dem Wert vor Ausbruch der Pandemie. Immer mehr Branchen sind daher mit einem Fachkräftemangel konfrontiert, der die rechtzeitige Erfüllung der eingehenden Aufträge erschwert.“ 

Leichte Entspannung des Kostenauftriebs 
Die Verbesserung der Auftragslage in Kombination mit den Bemühungen vieler heimischer Betriebe Sicherheitsbestände aufzubauen, führte zu einer deutlichen Zunahme der Einkaufsmenge. Die Lagerbestände an Vorprodukten und Rohstoffen nahmen erneut sehr stark zu, wenn auch mit geringerem Tempo als in den beiden vorangegangenen Monaten. Der hohe Bedarf an zum Teil von Lieferproblemen betroffenen Vorprodukten und Rohstoffen löste erneut einen starken Kostenauftrieb aus. Der Index für die Einkaufspreise lag auch im Jänner mit 83,9 Punkten deutlich über dem langjährigen Durchschnitt, sank jedoch den dritten Monat in Folge auf den tiefsten Wert seit dem Frühjahr 2021. 

Der Kostenauftrieb war zu Jahresbeginn insbesondere bei Energie aber auch bei vielen Rohstoffen, elektronischen Bauteilen und Transportmitteln stark. Im Einklang mit der Entwicklung der Inputkosten stiegen die durchschnittlichen Abgabepreise der österreichischen Betriebe im Jänner zwar schwächer als in den Vormonaten, aber immer noch sehr stark an. „Der Kostenauftrieb im Einkauf von Vormaterialien und Rohstoffen blieb zu Jahresbeginn sehr hoch, wenn auch geringer als in den vergangenen zehn Monaten. Auch die Verkaufspreise legten stark zu, jedoch seit drei Monaten mit abnehmender Tendenz. Unter dem Strich waren die heimischen Betriebe im Jänner erneut nicht in der Lage, den Kostenanstieg in vollem Umfang an die Kunden weiterzugeben, sodass sich im Durchschnitt die Ertragslage – sogar mit etwas gesteigertem Tempo – verschlechtert haben dürfte“, so Pudschedl.

Erholung nimmt wieder mehr Fahrt auf
Die heimische Industrie war vom Lockdown zu Beginn des Winters zwar deutlich weniger belastet als viele andere Branchen, dennoch verlangsamte sich der Aufschwung. Mit Jahresbeginn nahm die Erholung unterstützt durch mehr Rückenwind aus dem Ausland jedoch wieder Fahrt auf, trotz der starken Zunahme der Infektionen durch die neue Virusvariante Omikron in Österreich. 

Anzeichen für eine leichte Entspannung der Lieferprobleme und des Kostenauftriebs sowie die günstigere Nachfragesituation haben die unmittelbaren Aussichten für die österreichische Industrie zu Jahresbeginn 2022 verbessert. Das Auftrags-Lager-Verhältnis erreichte im Jänner den besten Wert seit vier Monaten und verdeutlicht, dass zur Bedienung der eingegangenen Aufträge in den kommenden Monaten eine weitere Ausweitung der Produktion nötig ist. 

„Die Materialengpässe und Transportprobleme werden die große Herausforderung für die heimische Industrie im Jahr 2022 bleiben, denn eine deutliche Entspannung der weltweiten Lieferschwierigkeiten ist vorerst nicht zu erwarten. Allerdings unterstreicht die Beschleunigung des Jobaufbaus im Jänner, dass die ersten Anzeichen einer Entspannung den Optimismus unter den heimischen Betrieben bereits gestärkt haben. Der Erwartungsindex für die Geschäftsaussichten auf Jahressicht stieg im Jänner deutlich an und überstieg mit 62,7 Punkte wieder den langjährigen Durchschnitt“, so Bruckbauer.
 

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Walter Pudschedl, Tel.: +43 (0)5 05 05-41957;
E-Mail: walter.pudschedl@unicreditgroup.at