UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex im Februar:
Industrie weiter gut in Schwung, doch Optimismus lässt etwas nach
- UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex sank im Februar auf 58,4 Punkte
- Weniger Neugeschäft bremste die Ausweitung der Produktion
- Aber: Das Tempo des Beschäftigtenaufbaus nahm erneut zu
- Lieferengpässe schwächen sich ab: Preisauftrieb und Verlängerung der Lieferzeiten sind so gering wie zuletzt vor einem Jahr
- Die Produktionserwartungen der österreichischen Industrie sind überdurchschnittlich gut, auch wenn etwas weniger Optimismus als zu Jahresbeginn herrscht
Der Aufschwung der österreichischen Industrie hält an, doch nach dem starken Lebenszeichen zu Jahresbeginn hat das Tempo im Februar wieder nachgelassen. „Der UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex ist im Februar auf 58,4 Punkte gesunken. Damit liegt der Indikator weiter klar im Bereich, der ein Wachstum der heimischen verarbeitenden Industrie anzeigt, hat jedoch gegenüber dem Wert vom Jänner mehr als drei Punkte verloren. Vier der fünf Teilkomponenten hatten einen negativen Einfluss auf den berechneten Wert, einzig der Jobaufbau beschleunigte sich im Februar“, sagt UniCredit Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer.
Der aktuelle Rückgang des UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex steht für die exportorientierte Industrie Österreichs im Einklang mit der Entwicklung des internationalen Umfelds. „Auch im Euroraum sank im Februar der vorläufige Einkaufsmanagerindex. Der Rückgang um 0,3 Punkte auf 58,4 Punkte fiel jedoch deutlich schwächer aus als in Österreich. Dem starken Rückgang des Einkaufsmanagerindex in Deutschland, dem wichtigsten Handelspartner der heimischen Industrie, auf 58,5 Punkte stand unter anderem eine Verbesserung der Industriekonjunktur in Frankreich gegenüber“, meint Bruckbauer.
Der Rückgang des UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex im Februar um über drei Punkte war die stärkste Verschlechterung gegenüber dem Vormonat seit fast zwei Jahren. „Vor allem weniger Dynamik beim Neugeschäft bremste die österreichische Industrie und führte im Februar zu einer deutlichen Verlangsamung der Produktionsausweitung. Allerdings nahm das Tempo des Jobaufbaus weiter zu. Die beschränkte Materialversorgung und Transportprobleme verursachten erneut einen starken Kostenauftrieb und eine Verlängerung der Lieferzeiten, doch die Lieferengpässe haben sich weiter entspannt“, fasst Bruckbauer die Ergebnisse der Umfrage vom Februar zusammen.
Wachstum der Neuaufträge nahm im Februar ab
Die österreichischen Industriebetriebe haben im Februar die Produktion zwar weiter überdurchschnittlich stark ausgeweitet, das Wachstumstempo verlangsamte sich jedoch im Vergleich zum Viermonatshoch vom Jänner spürbar. Der Produktionsindex sank auf 53,9 Punkte. „Die Verlangsamung der Produktionsausweitung wurde zum einen durch Personalengpässe verursacht. Pandemiebedingt fehlende Personalkapazitäten, unter anderem aufgrund geltender Quarantänebestimmungen, belasteten die heimische Industrie. Zum anderen sorgte der schwächere Anstieg des Neugeschäfts für einen vorsichtigeren Wachstumskurs“, sagt UniCredit Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl. Erstmals seit drei Monaten nahmen im Februar die Auftragszuwächse ab. Der Index für das Neugeschäft blieb mit 54,2 Punkten dennoch klar über dem langjährigen Durchschnitt, was dem starken Plus bei den Exportaufträgen zu verdanken war, auch wenn dieses schwächer als im Vormonat ausfiel.
Entspannung der Lieferengpässe
Aufgrund der bestehenden Liefer- und Personalengpässe haben sich im Februar die Auftragsrückstände bei den österreichischen Industrieunternehmen weiter erhöht. Der entsprechende Index sank jedoch auf 58,6 Punkte, den zweitniedrigsten Wert seit einem Jahr. „Der Druck auf die Lieferketten aufgrund von Material- und Komponentenverknappung, Transportproblemen und der starken Nachfrage war weiterhin hoch, doch die Mehrheit der heimischen Betriebe registrierte im Februar deutliche Entspannungssignale. Mit 42 Prozent war der Anteil der Unternehmen, die längere Lieferzeiten meldeten, zwar weiter hoch, aber damit gleichzeitig so niedrig wie zuletzt vor einem Jahr“, so Pudschedl und ergänzt: „Der Anstieg der Preise für Rohstoffe und Vormaterialien hat sich in der Folge von den Rekordwerten in der zweiten Jahreshälfte 2021 weiter abgeschwächt und sank auf den niedrigsten Stand seit einem Jahr.“
Kostenauftrieb lässt den vierten Monat in Folge nach
Der Kostendruck in der österreichischen Industrie war jedoch im Februar weiterhin sehr hoch, was der entsprechende Index der Einkaufspreise zeigt, der mit 81,3 Punkten sehr deutlich über dem langjährigen Durchschnitt von 57,9 lag. Aber der Anstieg der Einkaufspreise war den vierten Monat in Folge rückläufig. „Über 70 Prozent der Unternehmen klagten im Februar über steigende Kosten für Vormaterialien, Transport und vor allem Energie. Auch die Verkaufspreise legten stark zu, jedoch schwächer. Im Durchschnitt waren die heimischen Betriebe im Februar trotz der starken Nachfrage erneut nicht in der Lage, den Kostenanstieg in vollem Umfang an die Kunden weiterzugeben, sodass sich tendenziell die Ertragslage – wenn auch mit etwas geringerem Tempo – verschlechtert haben dürfte“, so Pudschedl.
Bedarf an Arbeitskräften ist ungebrochen hoch
Trotz der Verlangsamung der Produktionsausweitung nahm die Beschäftigung in der österreichischen Industrie im Februar weiter zu. Der Beschäftigtenindex stieg auf 62,1 Punkte, der Jobaufbau erfolgte also sogar mit höherem Tempo als im Vormonat. „Mit saisonbereinigt über 630.000 erreichte die Beschäftigung in der Herstellung von Waren ein neues Rekordniveau. Bei weniger als 20.000 Arbeitssuchenden in diesem Sektor ist die aktuelle Arbeitslosenquote auf saisonbereinigt 3,2 Prozent gesunken. Damit wurde das Vorkrisenniveau bereits um einen halben Prozentpunkt unterschritten“, meint Pudschedl.
Der Bedarf an Arbeitskräften ist angesichts der andauernden Erholung ungebrochen hoch. Aktuell ist eine Rekordanzahl von fast 14.000 Stellen unbesetzt. Könnte die Anzahl an offenen Stellen auf das durchschnittliche Vorkrisenniveau von 2019 gesenkt werden, ergäbe sich nur noch eine Arbeitslosenquote von 2,3 Prozent in der heimischen Sachgütererzeugung. Angesichts des knappen Angebots am Arbeitsmarkt ist dies zwar ein theoretischer Wert, der jedoch deutlich zeigt, dass das Beschäftigungspotenzial in der Industrie deutlich höher als in der Gesamtwirtschaft ist. Von saisonbereinigt 6,8 Prozent würde unter den gleichen Annahmen die Arbeitslosenquote in der Gesamtwirtschaft auf 5,6 Prozent sinken, also um 17 Prozent gegenüber einem Rückgang in der Industrie von fast 28 Prozent.
Erholung lässt etwas nach
Die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie und ein nachlassendes Neugeschäft haben im Februar das Erholungstempo nach dem starken Start ins Jahr 2022 belastet. „Trotz der Sorgen wegen der erhöhten geopolitischen Spannungen in Europa schätzt die heimische Industrie die weiteren Geschäftsaussichten überdurchschnittlich gut ein, zumal jüngst Anzeichen für eine Entspannung der Lieferengpässe und des Kostenauftriebs spürbar waren. Das Auftrags-Lager-Verhältnis verringerte sich im Februar nur geringfügig und zeigte weiter an, dass zur Erfüllung der eingehenden Aufträge in den kommenden Monaten eine neuerliche Ausweitung der Produktion nötig ist. Auch der Erwartungsindex für die Geschäftsaussichten auf Jahressicht sank im Februar etwas, überstieg mit 61,2 Punkten jedoch weiter den langjährigen Durchschnitt sehr deutlich“, so Bruckbauer.
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UniCredit Bank Austria Economics & Market Analysis Austria
Walter Pudschedl, Tel.: +43 (0)5 05 05-41957;
E-Mail: walter.pudschedl@unicreditgroup.at