UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex im Juli:
Rückgang der österreichischen Industrieproduktion im Juli
- UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex im Juli mit 51,7 Punkte leicht verbessert gegenüber dem Vormonat
- Aufgrund des stark nachlassenden Neugeschäfts verringerten die Betriebe die Produktion erneut
- Die Nachfrageabschwächung unterstützte eine erneute Entspannung der Lieferengpässe und die Abschwächung des Kostenauftriebs
- Weitere Aufstockung des Personals, jedoch mit geringstem Tempo seit eineinhalb Jahren
- Anhaltender mittelfristiger Konjunkturpessimismus in der österreichischen Industrie steigert Rezessionsgefahr
Die Rahmenbedingungen für die österreichische Industrie blieben zu Beginn des dritten Quartals herausfordernd. „Der UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex stieg zwar im Juli geringfügig auf 51,7 Punkte, der Indikator lag damit jedoch erneut klar unter dem langjährigen Durchschnittswert“, meint UniCredit Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer.
Der Gesamtindikator übertrifft zwar weiter die Neutralitätsschwelle von 50 Punkten, doch einzelne Komponenten zeigen, dass der rund zweijährige Konjunkturaufschwung der heimischen Industrie bereits zu Ende gegangen ist. „Die heimischen Betriebe verringerten im Juli die Produktionsleistung, nachdem sich die Auftragslage erneut verschlechtert hatte. Der zeitlich nachlaufende Beschäftigungsanstieg verlangsamte sich. Aufgrund der schwächeren Nachfrage verlangsamte sich der Preisauftrieb geringfügig und auch die Lieferprobleme ließen dadurch etwas nach“, fasst Bruckbauer die wichtigsten Ergebnisse der monatlichen Umfrage zusammen.
Produktionseinschränkungen aufgrund geringer Anzahl von Auftragseingängen aus dem In- und Ausland
Nach einer zweijährigen Expansionsphase verringerten die österreichischen Industriebetriebe zu Beginn des dritten Quartals die Produktionsleistung den zweiten Monat in Folge. Der Rückgang war aber zumindest etwas schwächer als im Vormonat, der Produktionsindex stieg um einen Punkt auf 49,4 Punkte. Insbesondere die Produktion von Konsumgütern und Vorleistungsgütern wurde gegenüber dem Vormonat reduziert. „Probleme in der Lieferkette, fehlendes Personal und hohe Energiepreise trugen zu einer Verringerung der Produktion der heimischen Betriebe bei. Entscheidend war im Juli jedoch die ungünstige Entwicklung der Auftragseingänge, die den dritten Monat in Folge sanken. Während sich der Rückgang der Aufträge aus dem Inland gegenüber dem Vormonat verlangsamte, sorgte die Verschlechterung des internationalen Umfelds für den stärksten Rückgang des Exportneugeschäfts seit zwei Jahren“, sagt UniCredit Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl. Im Juli meldeten doppelt so viele Unternehmen einen Rückgang der Nachfrage wie einen Anstieg, besonders stark im Vorleistungsgüterbereich, was sich in einem erstmaligen Rückgang der Einkaufsmenge seit Ende 2020 niederschlug. Zudem verursachten steigende Preise und Liquiditätssorgen eine Reduktion der Einkaufsmenge durch die Betriebe.
Abschwächung der Nachfrage führte zu Entspannung der Lieferprobleme…
Aufgrund der geringen Anzahl von Auftragseingängen konnten die Industriebetriebe mehr ausstehende Aufträge abschließen, wodurch sich die Auftragsrückstände den zweiten Monat in Folge verringerten. In Kombination mit dem nachlassenden Neugeschäft kam es daher zu einer geringfügigen Verbesserung der Probleme in den Lieferketten. Die Lieferzeiten verlängerten sich im Juli deutlich langsamer als in den Monaten davor. Der entsprechende Index stieg auf ein 20-Monatshoch von 38,7 Punkten.
…und nachlassendem Preisauftrieb
Die Einkaufspreise kletterten im Juli zwar wieder stark nach oben, doch der Rückgang der Nachfrage sorgte für ein deutlich geringeres Tempo als im Vormonat. Der Index der Einkaufspreise sank auf 77,2 Punkte, die niedrigste Rate seit eineinhalb Jahren. „Während sich nur für rund einen von zehn Betrieben die Vorleistungspreise reduzierten, meldeten fast sechs von zehn Industriebetrieben vor allem unter den Konsumgüterherstellern im Juli einen Anstieg der Einkaufspreise für Energie und andere Rohstoffe sowie der Transportkosten. Dagegen erhöhten nur vier von zehn Betrieben ihre Abgabepreise. Die heimischen Industriebetriebe gaben den Kostenanstieg somit im Durchschnitt nicht in vollem Umfang an ihre Kunden weiter, sodass sich tendenziell durch die Preistrends die Ertragslage verschlechtert haben dürfte“, so Pudschedl.
Jobaufbau verliert an Tempo
Trotz der nachlassenden Nachfrage und der Zurücknahme der Produktionsleistung haben die österreichischen Betriebe zu Beginn des dritten Quartals weiter ihre Personalkapazitäten ausgebaut, um den während der zweijährigen Erholungsphase gestiegenen Bedarf abzudecken. Der Beschäftigungsindex erreichte im Juli 55,7 Punkte, den niedrigsten Wert seit eineinhalb Jahren. Damit setzte sich die Verlangsamung des Jobaufbaus seit dem Jahresbeginn fort.
Neben der Abkühlung der Konjunktur ist die Verlangsamung des Beschäftigtenanstiegs auch auf das fehlende Angebot am Arbeitsmarkt zurückzuführen. „Zu Beginn des dritten Quartals gab es mehr als 15.000 offene Stellen in der heimischen Sachgütererzeugung. Dem standen rund 18.500 Arbeitssuchende gegenüber. Damit kamen im Österreichdurchschnitt 1,3 Arbeitssuchende auf eine offene Stelle. Insbesondere in Salzburg, Oberösterreich und Tirol war der Arbeitskräftemangel mit einer Stellenandrangziffer von unter 1 besonders groß. Bei einer Arbeitslosenquote von 3 Prozent besteht in der heimischen Industrie derzeit praktisch Vollbeschäftigung“, so Pudschedl.
Produktionsrückgang dürfte sich fortsetzen
Trotz des leichten Anstiegs des UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex im Juli gegenüber dem Vormonat weist die aktuelle Umfrage zu Beginn des dritten Quartals auf eine anhaltende Abkühlung der Industriekonjunktur hin. Dazu trägt die weitere Verschlechterung des externen Umfelds bei. Der Einkaufsmanagerindex der Eurozone für die Sachgütererzeugung sowie für deren Hauptmärkte Deutschland und Frankreich sank im Juli unter die Wachstumsgrenze von 50 Punkten. Dazu passen die sinkenden Auftragseingänge in Österreich, insbesondere aus dem Ausland, die eine Zurücknahme der Produktion auslösten. Das Indexverhältnis zwischen Neuaufträgen und den Beständen im Absatzlager zeigt an, dass die Verkaufslager stark genug befüllt sind, um das gesunkene Neugeschäft ohne Produktionsausweitung erfüllen zu können. Die Produktion dürfte somit in den kommenden Monaten wohl weiter sinken.
„Der leichte Anstieg des aktuellen UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex auf 51,7 Punkte und das Übertreffen der Neutralitätsschwelle von 50 Punkten dürfen nicht darüber hinwegtäuschen, dass die heimischen Industriebetriebe einem sehr fordernden Umfeld gegenüberstehen, das für die kommenden Monate eine weitere Abkühlung der Konjunktur erwarten lässt. Der Produktionserwartungsindex ist im Juli geringfügig gestiegen, doch der niedrige Wert von 45,5 Punkten zeigt, dass die heimischen Betriebe auf Jahressicht einen anhaltenden Rückgang der Produktion erwarten“, sagt Bruckbauer abschließend und ergänzt: „Damit sind erste Anzeichen einer Rezession bei Österreichs Industriebetrieben erkennbar.“
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UniCredit Bank Austria Economics & Market Analysis Austria
Walter Pudschedl, Tel.: +43 (0)5 05 05-41957;
E-Mail: walter.pudschedl@unicreditgroup.at