27.01.2023

UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex im Jänner:
Zu Jahresbeginn kehrt Optimismus bei Österreichs Industrie zurück

  • Der UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex stieg im Jänner den dritten Monat in Folge auf 48,4 Punkte, unterschreitet damit jedoch, wie seit einem halben Jahr, immer noch die Wachstumsschwelle
  • Der Rückgang der Produktionsleistung und des Neugeschäfts verlangsamt sich weiter
  • Nachfrageabschwächung bremste die Preisdynamik im Einkauf, doch Verkaufspreise wurden stärker angehoben
  • Erstmals seit drei Jahren nahmen die Lieferzeiten in der österreichischen Industrie ab 
  • Der Beschäftigungsaufbau setzte sich unvermindert fort, auf Kosten der Produktivität 
  • Erstmals seit acht Monaten gibt es positive Produktionserwartungen auf Jahressicht 

UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex

„Zu Jahresbeginn 2023 haben sich die Aussichten für die österreichische Industrie erneut verbessert, wenn auch für die unmittelbar bevorstehenden Monate noch eine schwache Industriekonjunktur erwartet werden muss“, meint UniCredit Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer und ergänzt: „Die Produktionserwartungen für die kommenden 12 Monate haben sich im Jänner jedoch überraschend stark aufgehellt. Die Entspannung der Lieferketten und die sinkenden Rohstoffpreise haben den Optimismus in die heimischen Industriebetriebe zurückgebracht. Erstmals seit acht Monaten wird in der Mehrzahl ein Anstieg der Produktion auf Jahressicht erwartet.“ Der Erwartungsindex stieg auf 51,1 Punkte, lag damit jedoch noch deutlich unter dem langjährigen Durchschnittswert.  

Nicht nur die Produktionserwartungen verbesserten sich. Zu Jahresbeginn hat sich die Talfahrt der österreichischen Industrie spürbar verlangsamt. „Nach der erstmaligen leichten Aufwärtstendenz im Vormonat stieg der UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex im Jänner deutlich auf 48,4 Punkte. Damit signalisiert der Indikator eine Trendumkehr der Industriekonjunktur nach dem deutlichen Einbruch in der zweiten Jahreshälfte 2022“, sagt Bruckbauer. Der Anstieg des Indikators reichte jedoch noch nicht aus, um die Wachstumsschwelle von 50 Punkten zu übertreffen. Damit lag der UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex nunmehr den sechsten Monat in Folge unterhalb der Punktegrenze, ab der Wachstum in der Industrie angezeigt wird. 

Die Jänner-Umfrage weist verstärkt auf eine beginnende Entspannung der Herausforderungen in der Industrie hin. „Die heimischen Industriebetriebe waren zu Jahresbeginn erneut mit einem starken, aber nachlassenden Einbruch des Neugeschäfts konfrontiert. Auch die Produktionsleistung beginnt sich zu stabilisieren. Die Lieferprobleme haben deutlich nachgelassen und die Preisdynamik im Einkauf ging erneut stark zurück. Zudem stieg die Beschäftigung in der heimischen Industrie weiter an“, fasst Bruckbauer die wichtigsten Ergebnisse der Umfrage zusammen. 

Nachfrage sinkt deutlich langsamer
Seit Beginn der zweiten Jahreshälfte 2022 haben die heimischen Industriebetriebe ihre Produktionsleistung im Vergleich zum Vormonat reduziert. Das Tempo hat sich mittlerweile den dritten Monat in Folge verlangsamt, wie der erneute leichte Anstieg des Produktionsindex im Jänner zeigt. Mit 48,7 Punkten liegt der Produktionsindex bereits den neunten Monat in Folge über dem Index für das Neugeschäft. Durch den Abbau von Auftragsrückständen konnten die heimischen Industriebetriebe in den vergangenen Monaten die Verringerung der Produktionsleistung begrenzen, obwohl die Auftragseingänge zwischenzeitlich fast so stark einbrachen, wie im ersten Lockdown der Coronakrise. 

„Der Nachfragerückgang setzte sich zu Jahresbeginn angesichts der Zurückhaltung der Abnehmer aufgrund der wirtschaftlichen Unsicherheiten und der verschärften Finanzierungsbedingungen zwar fort, doch nahm das Auftragsminus bei einem Anstieg des Index auf 42,1 Punkte deutlich gegenüber dem Vormonat ab. Auch der Index der Exportaufträge zeigte im Jänner erneut eine Aufwärtstendenz und erreichte mit 41,3 Punkten den höchsten Wert seit einem halbem Jahr“, meint UniCredit Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl. 

Entspannung der Lieferengpässe 
Die aktuelle Entwicklung der Lieferzeiten der Zulieferer weist mit einem Indexanstieg auf 50,5 Punkte auf eine deutliche Entspannung der Lieferkettenprobleme der vergangenen Monate hin. „Erstmals seit fast drei Jahren haben sich die Lieferzeiten in der österreichischen Industrie sogar verkürzt“, meint Pudschedl und ergänzt: Der niedrigere Bedarf an Vormaterialien in Kombination mit einer Verbesserung der Materialverfügbarkeit und dem geringeren Druck auf die Transportkapazitäten haben die fristgerechte Erfüllung von Lieferungen erleichtert.“ 

Gestiegene Preissetzungsmacht verbessert Ertragslage
Die Entlastung der Versorgungskette fiel mit einer deutlichen Verlangsamung des Kostenanstiegs für die heimischen Industriebetriebe zusammen. Der Index für die Einkaufspreise sank auf 57,1 Punkte, was sogar leicht unter dem langjährigen Durchschnitt lag und den niedrigsten Anstieg seit November 2020 signalisierte. „Während sich der Anstieg der Einkaufspreise zu Jahresbeginn deutlich verlangsamte, begünstigt durch Preisrückgänge von Metallen, insbesondere von Stahl sowie gesunkener Energiekosten, beschleunigte sich der Anstieg der Verkaufspreise“, meint Pudschedl und ergänzt: „Im Durchschnitt überstieg im Jänner die Dynamik der Abgabepreise jene der Kostenanstiege, sodass sich tendenziell durch die Preistrends die Ertragslage verbessert haben dürfte.“

Erneut mehr Jobs in der Industrie
Trotz der sinkenden Nachfrage nahm die Beschäftigung in der heimischen Industrie weiter zu, stieg allerdings mit etwas geringerem Tempo als im Vormonat. Der Beschäftigtenindex sank im Jänner auf 54,9 Punkte. Um Stellenbesetzungen nachzuholen, die während der Aufschwungsphase nach dem Höhepunkt der Coronakrise nicht rasch genug erfolgten, aber auch wegen bevorstehenden Kapazitätsausweitungen fiel das Beschäftigtenwachstum in der heimischen Industrie 24 Monate in Folge stärker als im langjährigen Durchschnitt aus. Mit rund 640.000 hat die Anzahl der Beschäftigten in der Herstellung von Waren zu Jahresbeginn 2023 einen Rekordstand erreicht. Rund 17 Prozent der österreichischen Beschäftigten arbeiten in der Sachgütererzeugung. 

„Der anhaltende Anstieg der Beschäftigung in der heimischen Industrie bei gleichzeitig sinkender Produktionsleistung belastet die Produktivitätsentwicklung im Sektor. Seit rund eineinhalb Jahren ist im Durchschnitt eine Verringerung der Produktivität erkennbar, die sich seit drei Monaten tendenziell verlangsamt“, so Pudschedl.  

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