30.01.2023

UniCredit Bank Austria Branchenbericht:
Österreichs Metallwarenerzeugung weiter auf Wachstumskurs

  • Als wettbewerbsstarke Branche konnte die Metallwarenerzeugung ihren internationalen Wachstumsvorsprung in den letzten drei Jahren noch ausbauen 
  • 2022 ist der Branchenumsatz um 12 Prozent auf 23 Milliarden Euro gewachsen, allerdings nahm der Kostendruck in der Branche deutlich zu
  • 2023 verliert die Metallwarenerzeugung an Schwung, sollte das Jahr aber positiv beenden
  • Nachfrageeinbußen aus der Bauwirtschaft dürften durch die Industrienachfrage ausgeglichen werden
  • Erfreuliche Perspektiven: Wettbewerbsstärke sichert der Branche langfristig ihren Wachstumsvorsprung und sorgt für Exportüberschüsse – 2022 von rund 3 Milliarden Euro

Österreichs starke Metallwarenerzeugung wächst langfristig rascher als die EU-Konkurrenz und konnte den Wachstumsvorsprung in den letzten drei wirtschaftlich schwierigen Jahren noch ausbauen. Von 2019 bis 2022 ist die Produktionsleistung um durchschnittlich 9 Prozent im Jahr gestiegen, im Vergleich zu 0,4 Prozent im EU-Schnitt. „Die gute Performance der Metallwarenerzeugung in Österreich kann damit erklärt werden, dass die Branche von der hohen internationalen Konkurrenzfähigkeit einzelner großer Leitbetriebe ebenso profitiert wie von den engen Zulieferverflechtungen mit industriellen Wachstumsspitzenreitern im In- und Ausland“, sagt UniCredit Bank Austria Ökonom Günter Wolf. 

Wachstum des Branchenumsatzes um rund 12 Prozent auf 23 Milliarden Euro
Nach dem wachstumsstarken Wirtschaftsjahr 2021, mit einem Umsatzplus von 28 Prozent, hat die Metallwarenerzeugung im Lauf des Jahres 2022 an Schwung verloren. Im Jahresdurchschnitt stieg die Branchenproduktion vorläufig noch um knapp 8 Prozent, und der Branchenumsatz wuchs um 12 Prozent auf rund 23 Milliarden Euro. 

Auf Spartenebene berichteten die Industriezulieferer bis September 2022, den letztverfügbaren Daten, überdurchschnittlich hohe Umsatzzuwächse im Bereich von 20 Prozent. Das sind vor allem die Hersteller von Schmiedeteilen, Drehteilen und Oberflächenveredelungen. Auch die Erzeuger von Heizkesseln und Heizkörpern verbuchten ein sehr gutes Wirtschaftsjahr, angetrieben von den stark steigenden Ausgaben für die Gebäudesanierung. Langsamer als der Branchendurchschnitt sind 2022 die Sparten Stahlbau und Herstellung von Beschlägen, Werkzeugen und Drahtwaren gewachsen. Hier macht sich die zunehmend schwächere Hochbaukonjunktur bemerkbar, von der direkt und indirekt etwa 45 Prozent vom Gesamtumsatz der Metallwarenerzeugung abhängen.

Kostendruck ist 2022 weiter gestiegen 
Die Metallwarenhersteller beziehen mehr als die Hälfte ihrer Vormaterialien von der Stahlindustrie, womit die Erträge der Branche stark von der Stahlpreisentwicklung abhängen. Zwar sind die Stahl- und Metallpreise im Laufe des Jahres 2022 zunehmend langsamer gestiegen. Dennoch kostete Stahl im österreichischen Großhandel im Jahresdurchschnitt noch immer rund doppelt so viel wie 2019 und Strom für gewerbliche Verbraucher je nach Verbrauchsmenge zwischen 13 Prozent und 40 Prozent mehr als 2019. Gleichzeitig legten die Erzeugerpreise der Branche nur um 16 Prozent zu und die Erträge sind damit vermutlich stärker unter Druck geraten. 

2023 verliert die Metallwarenerzeugung weiter an Schwung, sollte das Jahr aber positiv beenden
Nachdem die Metallwarenkonjunktur im zweiten Halbjahr 2022 fast zum Erliegen gekommen ist, waren die Unternehmen in den Beurteilungen der Auftragslage und den Produktionserwartungen zuletzt im Dezember in der Mehrzahl wieder optimistisch. Die Ergebnisse der Konjunkturbefragung kündigen zwar noch keine Trendwende an, sind aber ein Hinweis auf weiter vorhandene Wachstumsimpulse. In Summe bremsen die nach wie vor hohen Energiepreise und die noch schwache Investitionskonjunktur die Metallwarennachfrage, weshalb ein Produktionsminus, zumindest in den nächsten Monaten, nicht ausgeschlossen ist. 

Die Branche muss in den wichtigsten Absatzmärkten mit Nachfragerückgängen aus der Bauwirtschaft rechnen. Der EU-Bausektor ist das Ziel von rund 70 Prozent der Spartenexporte und für den Stahlbau auch im Inland der wichtigste Kunde. Hingegen sollte der Bedarf an Metallwaren von Seiten der Industrie zumindest langsam wachsen. Noch im Dezember 2022 berichteten die wichtigsten Kunden der industrienahen Metallwarenerzeuger, im Maschinenbau, der Elektrotechnik und in der Kfz-Industrie, eine überdurchschnittlich gute Auftragslage. Unter der Annahme, dass sich die wirtschaftlichen Unsicherheiten nicht verstärken, kann die Metallwarenerzeugung voraussichtlich schon ab dem zweiten Quartal 2023 mit einer stärkeren Nachfrage von Seiten der industriellen Investitionsgüterhersteller in der EU rechnen.

Eine wettbewerbsstarke Branche mit erfreulichen Perspektiven
Der langfristige Wachstumsvorsprung der österreichischen Metallwarenerzeugung gegenüber den EU-Konkurrenten erklärt sich einerseits mit der hohen Konkurrenzfähigkeit einzelner großer Leitbetriebe und der engen Zulieferverflechtung nicht nur mit den industriellen Wachstumsspitzenreitern, wozu der Maschinenbau, die Elektrotechnik und die Fahrzeugindustrie zählen. Andererseits erklären sich die Außenhandelserfolge der Metallwarenerzeugung in Österreich mit einer breiten Palette von qualitativ hochwertigeren Produkten im internationalen Vergleich. Die Wettbewerbsstärke der Branche dokumentieren die Außenhandelsüberschüsse mit Metallwaren, die seit der zweiten Hälfte der 1990er Jahre fast kontinuierlich gestiegen sind. 2022 erreichte der Handelsüberschuss rund 3 Milliarden Euro. Die höchsten Beiträge zum Exportüberschuss wurden im Vorjahr mit Beschlägen und sonstigen Metallwaren (rund 2,5 Milliarden Euro) und Heizkesseln (rund 900 Millionen Euro) erzielt.

„Angesichts des hohen Kostenniveaus im Land und der Tatsache, dass viele Warengruppen der Metallwarenerzeugung stark im Preiswettbewerb bestehen müssen, sind die Exporterfolge der Branche besonders bemerkenswert. Vereinfacht formuliert, konnten sich die Unternehmen in einigen Sparten in qualitativ hochwertigen Nischen erfolgreich spezialisieren und eine stabile Marktposition aufbauen“, sagt Wolf abschließend.

Rückfragen:
UniCredit Bank Austria Economics & Market Analysis Austria 
Günter Wolf, Tel.: +43 (0) 5 05 05-41954
E-Mail: guenter.wolf@unicreditgroup.at