24.02.2023

UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex im Februar:
Anhaltend schwache Nachfrage belastet Industriekonjunktur in Österreich

  • Der UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex verringerte sich im Februar auf 47,1 Punkte und unterschritt damit die Wachstumsschwelle stärker als zu Jahresbeginn 
     
  • Ein sinkendes Neugeschäft verursachte erneut einen Rückgang der Produktion gegenüber dem Vormonat
  • Die Entspannung der Lieferkettenprobleme und die Nachfrageabschwächung führten zu kürzeren Lieferzeiten und einer starken Verlangsamung des Kostenauftriebs  
  • Der Beschäftigungsaufbau in der heimischen Industrie setzte sich im Februar fort, jedoch mit deutlich geringerem Tempo 
  • Die Produktionserwartungen für die kommenden 12 Monate sanken wieder in den negativen Bereich 

Die schwierigen Rahmenbedingungen und die globale Nachfrageschwäche stellen die österreichischen Industriebetriebe weiterhin vor große Herausforderungen. „Nach einer schrittweisen Verbesserung in den vergangenen drei Monaten sank der UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex im Februar auf 47,1 Punkte. Damit signalisiert der Indikator eine erneute und sogar stärkere Abschwächung der Industriekonjunktur als zu Jahresbeginn“, meint UniCredit Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer und ergänzt: „Die Entwicklung in Österreich vollzog sich im Gleichschritt mit den meisten europäischen Ländern. In der Eurozone sank der vorläufige Einkaufsmanagerindex auf 48,5 Punkte, besonders stark belastet durch Rückschläge in Deutschland und Frankreich.“

Hinter dem Rückgang des UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex im Februar steht vordringlich die anhaltend schwache Nachfrage. „Die heimischen Betriebe reduzierten ihre Produktionsleistung im Februar deutlich gegenüber dem Vormonat, da das Neugeschäft stark abnahm, aus dem Ausland sogar mit höherem Tempo. Die nachlassende Nachfrage unterstützte jedoch die Entspannung der Lieferketten und führte zu einer deutlichen Verkürzung der Lieferzeiten und bremste den Preisdruck im Einkauf klar ein. Der Beschäftigungsaufbau verringerte sich jedoch deutlich“, fasst Bruckbauer die wichtigsten Ergebnisse der Umfrage zusammen.

Exportgeschäft kommt nicht in die Gänge 
Die heimischen Betriebe haben im Februar das neunte Mal in Folge ihre Produktionsleistung reduziert und sogar mit deutlich höherem Tempo als im vergangenen Monat. Der leichte Verbesserungstrend seit dem Herbst setzte sich somit nicht mehr fort, da zum einen die Aufarbeitung von Auftragsrückständen mittlerweile schon weit fortgeschritten ist und vor allem weniger Neuaufträge verbucht werden. „Die Nachfrage nach ‚Made in Austria‘ ist im Februar erneut stark gesunken. Während sich die Einbußen im Inlandsgeschäft etwas verringerten, beschleunigte sich der Rückgang der Exportnachfrage. Das Gesamt-Auftragsminus in der österreichischen Industrie nahm jedoch den vierten Monat in Folge ab und fiel so gering aus wie zuletzt im Juli 2022“, meint UniCredit Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl. 

Anhaltende Entspannung in den Lieferketten 
Die Lieferprobleme haben sich im Februar weiter entspannt. „Die Zurücknahme der Produktion aufgrund des geringeren Neugeschäfts hat den Bedarf an Vormaterialien verringert, was zu einer leichteren Verfügbarkeit der Materialien im Einkauf führte, unterstützt durch eine Entlastung der Transportkapazitäten. In der Folge haben sich in Österreich die Lieferzeiten der Lieferanten im Februar deutlich verkürzt. Mit einem Anstieg auf 53,9 Punkte weist der Index auf die kürzesten Lieferzeiten in der österreichischen Industrie seit Ende 2019 hin“, meint Pudschedl. 

Weitere Verlangsamung des Kostenanstiegs
Dank des deutlich nachlassenden Lieferdrucks stiegen die Einkaufspreise in der österreichischen Industrie mit der geringsten Rate seit über zwei Jahren. Während die Preise für viele Rohstoffe, wie vor allem Energie sogar sanken, erhöhten unter anderem gestiegenen Löhne die Kosten der Betriebe. 

„Die Einkaufs- und die Verkaufspreise stiegen im Februar deutlich geringer als im Vormonat an. Im Durchschnitt überstieg allerdings die Dynamik der Abgabepreise jene der Kostenanstiege deutlich“, meint Pudschedl und ergänzt: „Damit dürfte sich durch die Preistrends zum einen die Ertragslage der Betriebe tendenziell verbessert haben. Zum anderen dürfte durch die offenbar starke Preisdurchsetzungsmacht der Betriebe in den kommenden Monaten noch spürbarer Aufwärtsdruck auf die Verbraucherpreisinflation ausgeübt werden, was den erwarteten Rückgang der Teuerung bremsen könnte“, meint Pudschedl. 

Industrieabschwächung schlägt sich langsam auf dem Arbeitsmarkt nieder
Die österreichischen Betriebe der Sachgütererzeugung haben im Februar ihren Beschäftigungstand auf ein neues Rekordhoch von saisonbereinigt 645.000 Personen erhöht. Der Rückgang des Beschäftigtenindex auf 52,3 Punkte zeigt jedoch, dass sich das Tempo des Jobaufbaus spürbar verlangsamt hat und nur noch mit der niedrigsten Rate seit zwei Jahren erfolgte. 

Die Anpassung der Produktionskapazitäten an die schwache Nachfrage hinterlässt mittlerweile Spuren am Arbeitsmarkt, zumal der Nachholbedarf bei Stellenbesetzungen als Folge der Aufschwungsphase nach dem Höhepunkt der Coronakrise mittlerweile in hohem Ausmaß gedeckt wurde. Die Anzahl an gemeldeten offenen Stellen im Sektor ist zwar mit 13.000 weiterhin hoch, jedoch mittlerweile klar rückläufig. 

„Der Verbesserungstrend der Arbeitslosenquote in der Industrie im Jahr 2022 ist ausgelaufen. Mit 3 Prozent war die saisonbereinigte Arbeitslosenquote im Februar in der Industrie jedoch weiterhin nicht mal halb so hoch wie in der Gesamtwirtschaft. Auch wenn in den kommenden Monaten der Arbeitsmarkt in der Industrie die wirtschaftlichen Herausforderungen stärker spüren dürfte als andere Sektoren, wird auch hier weiterhin ein Mangel an qualifizierten Arbeitskräften bestehen“, meint Pudschedl und ergänzt: „Die Stellenandrangzahl, also die Anzahl der Arbeitssuchenden pro freie Stelle liegt in der österreichischen Industrie im Durchschnitt bei nur 1,5. In Salzburg und Oberösterreich ist die Lage besonders prekär mit weniger Arbeitssuchenden als gemeldeten offenen Stellen.“

Industrieerwartungen wieder gesunken
Nach der spürbaren Verbesserung zu Jahresbeginn hat im Februar die anhaltende Nachfrageschwäche insbesondere aus dem Ausland wieder zu einem Rückgang des UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex geführt. Auch der Teilindikator für die Produktionsleistung ist gesunken und signalisiert mit 47,7 Punkten einen Rückgang des Outputs gegenüber dem Vormonat. 

„Das Verhältnis der Neuaufträge zu den Lagerbeständen weist auf eine weiterhin sinkende Produktion hin. Das geringe Neugeschäft kann angesichts hoch genug befüllter Verkaufslager in den kommenden Monaten auch mit geringeren Produktionskapazitäten erfüllt werden“, meint Bruckbauer und ergänzt abschließend: „Die heimischen Betriebe schätzen auch die mittelfristigen Aussichten wieder ungünstiger als im Vormonat ein. Der Erwartungsindex für die Produktion in zwölf Monaten ist auf 49,0 Punkte gesunken, was auf die Möglichkeit einer weiteren Abwärtsentwicklung der heimischen Industrie hinweist, falls nicht eine spürbare Nachfragebelebung einsetzen sollte.“ 

EMI und Teilindizes


Rückfragen:    
UniCredit Bank Austria Economics & Market Analysis Austria 
Walter Pudschedl, Tel.: +43 (0)5 05 05-41957;
E-Mail: walter.pudschedl@unicreditgroup.at