UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex im August:
Industrie setzt Talfahrt fort, wenn auch mit etwas geringerem Tempo
- Der UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex stieg im August erstmals im laufenden Jahr an. Mit 40,6 Punkten wurde jedoch die Wachstumsschwelle von 50 Punkten weiterhin weit verfehlt
- Der Produktionsrückgang verlangsamte sich trotz der erneut zugenommenen Einbußen im Neugeschäft
- Das Tempo des Beschäftigungsabbaus verringerte sich im August geringfügig
- Der Rückgang der Kosten und der Verkaufspreise schwächte sich erstmals im laufenden Jahr ab
- Rückgang bei Einkaufsmenge und Beständen in den Vormateriallagern und erstmalige Abnahme der Bestände in Fertigwarenlagern seit drei Monaten signalisieren zaghafte bevorstehende Trendwende beim Lagerzyklus
- Produktionsrückgang um bis zu 2 Prozent real im Jahr 2023 nach einem Plus von mehr als 6 Prozent im Vorjahr erwartet
Die Talfahrt der österreichischen Industrie setzt sich fort. „Der UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex erreichte im August 40,6 Punkte und unterschritt damit erneut die Wachstumsschwelle von 50 Punkten deutlich“, meint UniCredit Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer und ergänzt: „Die Aussicht, dass die Talsohle des Abschwungs bald erreicht sein wird, hat sich jedoch verbessert. Der Produktionsrückgang hat sich im August verlangsamt und der Beschäftigungsabbau stabilisiert. Während der Rückgang des Neugeschäfts noch stärker ausfiel als in den Vormonaten, hat sich der Abwärtstrend im Einkauf und bei den Vormaterialbeständen verringert. Die Preissenkungen im Einkauf und im Verkauf verloren an Tempo.“
Die Hoffnung auf ein baldiges Erreichen der Talsohle des Industrieabschwungs wird zudem durch die Entwicklungen in den wichtigsten Abnehmermärkten der heimischen Industrie gestärkt. „Der vorläufige Einkaufsmanagerindex für die verarbeitende Industrie im Euroraum ist im August auf 43,7 Punkte gestiegen, gestützt auf eine Verbesserung in den Hauptländern Deutschland und Frankreich. Zudem hat sich im Gegensatz zu Österreich der Rückgang des Neugeschäfts, insbesondere der Exportaufträge, zu verlangsamen begonnen“, meint Bruckbauer.
Schwache Nachfrage löste weitere Produktionskürzungen aus
Die hohe Unsicherheit unter den Kunden, gestiegene Kosten und die verschärften Finanzierungsbedingungen dämpften die Nachfrage nach „Made in Austria“. Der Index für die Neuaufträge sank auf 32,9 Punkte und weist damit den sechszehnten Monat in Folge weniger Neugeschäft für die heimischen Betriebe aus. Sowohl aus dem In- als auch aus dem Ausland kamen weniger Bestellungen als im Vormonat.
„Angesichts der weiter stark nachlassenden Nachfrage haben die heimischen Betriebe im August die Produktion spürbar zurückgefahren. Der leichte Anstieg des Produktionsindex auf 43,2 Punkte zeigt jedoch, dass sich das Tempo zumindest etwas verlangsamt hat“, meint UniCredit Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl und ergänzt: „Die heimischen Erzeuger fuhren ihre Produktion jedoch stärker zurück als jene des Euroraums insgesamt. Die enge Verknüpfung mit der deutschen Industrie, die angesichts der fehlenden Exportnachfrage besonders stark die Produktionskapazitäten verringerte, erweist sich derzeit als Belastung.“
Beschäftigungsabbau hat sich geringfügig verlangsamt
„Im August sank die Beschäftigung in der heimischen Industrie den vierten Monat in Folge. Erstmals hat sich das Tempo des Rückgangs jedoch verlangsamt“, so Pudschedl. Der Beschäftigungsindex stieg auf 46,5 Punkte. Trotz ähnlich starker Nachfrage- und Produktionsrückgängen ist damit das Ausmaß der Anpassung der Personalkapazitäten an die geringere Auslastung deutlich verhaltener als während der Finanzkrise oder der Corona-Pandemie. Angesichts des engeren Angebots am Arbeitsmarkt werden qualifizierte Arbeitskräfte offenbar in den Betrieben trotz Auslastungsproblemen gehalten.
Vor Trendwende im Lagerzyklus?
Angesichts der flauen Auftragsentwicklung haben die heimischen Betriebe im August erneut die Bestellungen an Vormaterialien reduziert. Der seit sechs Monaten andauernde Abwärtstrend verlor allerdings etwas an Schwung, was sich auch in einer nachlassenden Verkürzung der Lieferzeiten sowie einem geringeren Rückgang der Bestände in den Vormateriallagern zeigte. Die Lagerbestände sanken dabei langsamer als die Einkaufsmenge. Der Quotient aus dem Index Vormateriallager zu Fertigwarenlager liegt zwar eindeutig im Bereich, der einen deutlichen Industrieabschwung anzeigt, hat sich im August jedoch verbessert und liefert damit ein weiteres Indiz, dass eine Trendwende des Lagerzyklus und des Konjunkturverlaufs bevorstehen könnte. Zudem hat sich der Lagerbestand an Fertigwaren im August erstmals seit vier Monaten leicht abgebaut.
Preistrends sprechen für verbesserte Ertragssituation
Im Gleichschritt mit der Verlangsamung des Rückgangs der Einkaufsmenge nahmen auch die Einkaufspreise in geringerem Tempo ab als im Juli. Insbesondere höhere Treibstoffkosten standen der Verbilligung von vielen Rohstoffen und den Energiekosten entgegen. Gestützt auf die gesunkenen Kosten führte der Wettbewerb um Kunden zu einer weiteren Reduktion der Abgabepreise. Allerdings erfolgte die Weitergabe der geringeren Kosten an die Kunden deutlich verhaltener als im Vormonat.
„Unterstützt durch die sinkenden Einkaufspreise gelang es den heimischen Industriebetrieben trotz schwacher Nachfrage die Gewinnmargen zu sichern. Da der Kostenrückgang erneut stärker als die Reduktion der Erzeugerpreise ausfiel, hat sich die Ertragssituation der heimischen Betriebe im August im Durchschnitt sogar weiter verbessert“, meint Pudschedl.
Keine Aussicht auf Konjunkturumschwung in der Industrie vor dem Jahreswechsel
Mit einem Wert von nur 40,6 Punkten verdeutlicht der UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator vom August, dass sich die heimische Industrie inmitten des dritten Quartals 2023 unverändert in einer Rezession befindet.
„Der erstmalige Anstieg des Gesamtindikators im laufenden Jahr, die aktuellen Lager- und Preistrends sowie die Stabilisierung des Nachfragerückgangs in den wichtigsten Exportmärkten stärken die Hoffnung, dass sich die Talfahrt langsam einem Ende nähern könnte“, meint Bruckbauer. Das verbesserte Indexverhältnis von Neuaufträgen zu Verkaufslagerbeständen und der geringfügig auf 43,7 Punkte gestiegene Indikator für die Produktionserwartungen der Betriebe in einem Jahr passen ebenfalls in dieses Bild.
„Die Industrie hat in den vergangenen Monaten spürbare Einbußen hinnehmen müssen. Die Talsohle des Abschwungs ist zwar näher gerückt, dürfte aber noch nicht erreicht worden sein. Eine echte Konjunkturwende in der heimischen Industrie ist für das laufende Jahr daher nicht mehr zu erwarten“, so Bruckbauer abschließend und ergänzt: „Wir rechnen für das Gesamtjahr 2023 mittlerweile mit einem Produktionsrückgang von bis zu 2 Prozent real und erwarten erst im ersten Quartal 2024 die Rückkehr der österreichischen Industrie auf einen Wachstumskurs.“
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UniCredit Bank Austria Economics & Market Analysis Austria
Walter Pudschedl, Tel.: +43 (0)5 05 05-41957;
E-Mail: walter.pudschedl@unicreditgroup.at