26.04.2024

UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex im April

Österreichs Industrie auf einem langen Weg aus der Rezession

 

  • Der UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex stieg im April auf 43,5 Punkte, den höchsten Wert seit einem Jahr 
  • Die österreichischen Betriebe reduzierten die Produktionsleistung weniger stark als im Vormonat, nachdem sich der Rückgang des Neugeschäfts verlangsamte 
  • Das Tempo des Beschäftigungsabbaus ließ im April zwar nach, doch die Arbeitslosenquote im Sektor erreichte mit 3,7 Prozent saisonbereinigt den höchsten Wert seit zweieinhalb Jahren 
  • Die Kosten und Verkaufspreise sanken mit geringerem Tempo als im Vormonat 
  • Die starke Verringerung der Einkaufsmengen führte zu einem weiteren Lagerabbau bei Vormaterialien, doch Absatzprobleme ließ erstmals seit Monaten die Bestände in den Verkaufslagern steigen 
  • Die Mehrzahl der heimischen Betriebe erwartet innerhalb der kommenden 12 Monate eine steigende Produktion. Der Erwartungsindex erreicht im April 55,5 Punkte

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Die österreichische Industrie hat noch nicht aus der Rezession gefunden und die schrittweise Konsolidierung der Konjunktur kommt nur mühsam voran. „Der UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex lag im April bei 43,6 Punkten. Nach dem Rückschlag im Vormonat setzte sich damit der moderate Aufwärtstrend der vergangenen Monate wieder fort. Der aktuelle Indikator erreichte zwar den höchsten Wert seit genau einem Jahr, doch wurde die Marke von 50 Punkten, ab der Wachstum in der heimischen Industrie signalisiert werden würde, erneut deutlich verfehlt“, meint UniCredit Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer. 

Die schwächelnde internationale Industriekonjunktur bremst weiterhin die Entwicklung der heimischen Industrie. „In den Industrieländern zeigten sich zu Beginn des zweiten Quartals keine spürbaren Fortschritte auf dem Weg zu einer Erholung. In den USA rutschte der aktuelle Einkaufsmanagerindex für die verarbeitende Industrie wieder unter die Neutralitätsgrenze und im Euroraum sank der vorläufige Einkaufsmanagerindex auf 45,6 Punkte, belastet durch eine deutliche Verringerung in Frankreich. Positiv für Österreich jedoch, dass es in Deutschland zumindest zu einer leichten Indexverbesserung auf 42,2 Punkte kam“, so Bruckbauer. 

Der Anstieg des UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex im April fiel zwar verhalten aus, doch erstmals seit drei Jahren verbesserten sich alle Komponenten des Indikators gleichzeitig. „Das Tempo der Produktionskürzungen, der Auftragsrückgänge und des Beschäftigtenabbaus verlangsamte sich zu Beginn des zweiten Quartals. Auch die Kosten- und Preisnachlässe schwächten sich ab und der Lagerabbau bei Vormaterialien erfolgte etwas zögerlicher. Dieser Entspannung stand der beschleunigte Rückgang der Einkaufsmenge und der Anstieg der Bestände in den Verkaufslagern gegenüber, deutliche Hinweise einer schwachen Nachfrage“, fasst Bruckbauer die Detailergebnisse der monatlichen Umfrage unter Österreichs Einkaufsmanagern zusammen. 

Neugeschäft ließ weniger stark nach 
Auch zu Beginn des zweiten Quartals war die Nachfrage nach „Made in Austria“ nur verhalten. Seit mittlerweile genau zwei Jahren sinken die Auftragseingänge. „Im April verringerte sich das Neugeschäft im Vergleich zum Vormonat erneut. Der Index für das Neugeschäft stieg allerdings auf 43,5 Punkte, den höchsten Wert seit dem Sommer 2022. Die Verbesserung stützte sich vor allem auf die spürbar geringeren Einbußen im Exportgeschäft“, meint UniCredit Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl. 

Angesichts der Verlangsamung des Rückgangs des Neugeschäfts haben die heimischen Betriebe ihre Produktion weniger stark eingeschränkt als in den Vormonaten. Der Produktionsindex stieg geringfügig auf 45,7 Punkte und erreichte damit den höchsten Wert seit genau einem Jahr, unterstützt durch die Aufarbeitung von Auftragsrückständen, was der rasche Rückgang der Auftragspolster im April verdeutlichte. 

Arbeitslosigkeit in der Industrie wird noch weiter steigen 
Mit der Verlangsamung des Produktionsrückgangs erfolgte im April auch der Jobabbau in der österreichischen Industrie wieder etwas langsamer. Der Beschäftigungsindex stieg auf 43,2 Punkte, immerhin ein Dreimonatshoch. 

Im Zuge der laufenden Anpassung der Produktion an das sinkende Neugeschäft hat die Beschäftigung in der heimischen Industrie vor genau einem Jahr zu sinken begonnen. Seitdem sind mittlerweile knapp 7.000 Jobs im Sektor verloren gegangen. „Angesichts der anhaltenden Rezession mussten immer mehr heimische Betriebe davon abgehen, qualifizierte Mitarbeiter zu halten, um für eine kommende Produktionsausweitung gut gerüstet zu sein. Der stark sinkende Auslastungsgrad beschleunigte in den vergangenen Monaten die notwendige Anpassung der Personalkapazitäten an die niedrigeren Produktionserfordernisse. Im April stieg die saisonbereinigte Arbeitslosenquote in der Sachgütererzeugung auf 3,7 Prozent, den höchsten Wert seit zweieinhalb Jahren“, meint Pudschedl. 

In dem schwachen Nachfrageumfeld ist in den kommenden Monaten mit einem anhaltenden Jobabbau und einem weiteren Anstieg der Arbeitslosenquote in der Industrie zu rechnen. Sollten sich die Erwartungen einer Erholung in der zweiten Jahreshälfte erfüllen, kann von einer Trendwende am Arbeitsmarkt rund um den Jahreswechsel 2024/25 ausgegangen werden. „Wir erwarten im Jahresdurchschnitt 2024 einen Anstieg der Arbeitslosenquote auf 3,7 Prozent nach nur 3,2 Prozent im Vorjahr. Trotz einer höheren Dynamik wird die Arbeitslosenquote im Sektor weiterhin deutlich niedriger als in der Gesamtwirtschaft mit 6,8 Prozent bleiben“, erwartet Pudschedl. Von einer überdurchschnittlich starken Verschlechterung ist dabei in der Industriehochburg Oberösterreich, der Steiermark sowie in Tirol auszugehen.  

Kosten- und Preisrückgang verlangsamte sich 
Aufgrund des sinkenden Bedarfs an Vorleistungen sanken die durchschnittlichen Einkaufskosten im April weiter, jedoch hat sich der Rückgang spürbar abgeschwächt. Der entsprechende Index für die Einkaufspreise stieg auf 46,5 Punkte, den höchsten Wert seit einem Jahr, unter anderem aufgrund des Aufwärtsdrucks bei chemischen Vorprodukten. Die geringeren Kosten sowie der starke Wettbewerb um neue Aufträge führten im April erneut zu sinkenden Erzeugerpreisen, jedoch mit geringerem Tempo als im Vormonat. 

„Die Verkaufspreise sanken im April langsamer als die Einkaufspreise, so dass sich im Durchschnitt die Ertragslage der heimischen Betriebe erneut etwas verbessert haben sollte. Bereits seit Anfang 2023 sinken die Kosten für die Industrie stärker als die Verkaufspreise zurückgenommen werden. Dieser unterschiedliche Preistrend, der im Durchschnitt zu einer Verbesserung der Ertragssituation führte, war jedoch zu Beginn des zweiten Quartals nur noch sehr schwach ausgeprägt“, meint Pudschedl.

Druck auf Lieferketten ließ weiter nach
Die Lieferzeiten haben sich im April erneut mit hohem Tempo verkürzt. Der Druck auf die Lieferketten in der Industrie hat weiter nachgelassen. Zwar kam es zu einigen Verzögerungen aufgrund von Streiks und der Probleme im Roten Meer, doch wurden diese Faktoren durch Kapazitätsreserven bei den Lieferanten sowie die allgemein schwache Nachfrage nach Materialien, die sich in deutlich verringerten Einkaufsmengen niederschlug, kompensiert. Neben der verbesserten Verfügbarkeit der Vormaterialien sorgten auch der geringere Bedarf sowie Liquiditätsüberlegungen für eine bewusste Reduktion der Vormateriallager. Erstmals seit sechs Monaten nahmen hingegen die Bestände in den Fertigwarenlagern leicht zu, was einerseits eine Folge der geringer als erwartet ausgefallenen Nachfrage und andererseits von Bemühungen zur Auslastung der Produktionskapazitäten war. 

Österreichs Industrie bleibt vorsichtig optimistisch
Der aktuelle UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex zeigte zwar eine Verbesserung gegenüber dem Vormonat, signalisierte jedoch für April erneut einen Produktionsrückgang. Zudem lässt das bestehende Verhältnis von Neugeschäft zu den Beständen in den Verkaufslagern darauf schließen, dass in den kommenden Monaten noch ohne eine Produktionsausweitung die einlangenden Aufträge erfüllt werden können. Zudem ist bisher nicht zu erkennen, dass die global zu beobachtende Wende im Lagerzyklus, mit einer leichten Belebung im Außenhandel, bisher in der heimischen Industrie angekommen wäre. 

„Trotz nur wenigen positiven Signalen rechnen die österreichischen Hersteller weiterhin mit einem Wachstum der Produktion im kommenden Jahr in der Hoffnung auf eine durch Zinssenkungen angetriebene Erholung der Nachfrage. Der Index für die Produktionserwartungen auf Jahressicht ist im April zwar leicht vom Zweijahreshoch des Vormonats zurückgegangen, übertrifft mit 55,5 Punkten aber deutlich die neutrale Schwelle“, so Bruckbauer und ergänzt: „Nach den deutlichen Produktionsrückgängen in den ersten Monaten des laufenden Jahres gehen wir angesichts der sich langsam verbessernden Rahmenbedingungen von einem insgesamt noch ganz leichten Produktionsplus im Jahresdurchschnitt 2024 aus.“

EMI Teilindex 04.2024


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UniCredit Bank Austria Economics & Market Analysis Austria
Walter Pudschedl, Tel.: +43 (0)5 05 05-41957;
E-Mail: walter.pudschedl@unicreditgroup.at