UniCredit Bank Austria Volkswirtschaft Bundesländeranalyse 2023 und Aussichten 2024:
Aufschwung im Sommer zeichnet sich ab
- 2023 rückläufige Wirtschaftsleistung in fast allen Bundesländern
- Unterschiedliche Entwicklung der Bundesländer: Länder mit einem hohen Anteil an öffentlichem Sektor und Tourismus waren gegenüber den industrieorientierten Regionen im Vorteil
- Wien war 2023 mit einem Plus von 0,3 Prozent Wachstumsleader, gefolgt vom Burgenland mit 0,1 Prozent
- Das Schlusslicht bildeten die Steiermark mit einem Minus von 1,6 Prozent und Vorarlberg mit einem Minus von 2,6 Prozent
- Trotz des schwachen Wirtschaftswachstums stiegen 2023 die regionalen Arbeitslosenquoten nur leicht
- Aussichten 2024: Ab der zweiten Jahreshälfte ist mit einer Aufhellung der Konjunktur zu rechnen
Nach einem beeindruckenden Wirtschaftswachstum in allen Bundesländern im Jahr 2022, kam es 2023 zu einer deutlichen Abkühlung der Konjunktur in den Regionen. Bundesweit ging die reale Wirtschaftsleistung 2023 um 0,8 Prozent zurück. Besonders die industrieorientierten Bundesländer waren vom schwierigen Konjunkturumfeld benachteiligt. Die Sachgüterindustrie und der Bausektor verzeichneten ein reales Minus bei der Wertschöpfung in Folge der schwachen Nachfrage, unter anderem aufgrund der stark gestiegenen Zinsen und der globalen Krisen. Im Gegenwind der schwachen Industriekonjunktur trübte sich auch die Wirtschaftslage in der Transportwirtschaft und in einigen wirtschaftsnahen Dienstleistungen ein. Der Handel war im Vorjahr wiederum von der schwachen Konsumlaune betroffen, die in erster Linie unter der hohen Teuerung zu leiden hatte.
Dennoch gab auch positive Impulse für die Wirtschaft in den Regionen, die vor allem aus dem Tourismus, dem IT-Bereich und dem öffentlichen Sektor kamen. So stiegen die Nächtigungen im Gesamtjahr 2023 um 10,4 Prozent auf über 151 Millionen.
Abhängig von der Branchenzusammensetzung des Regionalprodukts und von der Performance einzelner regionaler Leitbetriebe entwickelten sich die Bundesländer im Vorjahr unterschiedlich. „Die Bundesländer mit einem hohen Anteil des öffentlichen Sektors und des Tourismus an der regionalen Wirtschaftsleistung waren gegenüber den industrieorientierten Regionen generell im Vorteil“, erklärt Stefan Bruckbauer, Chefökonom der UniCredit Bank Austria.
Wien ist Wachstumsleader, Vorarlberg verzeichnete den stärksten Rückgang
2023 verzeichneten die Bundeshauptstadt Wien und das Burgenland, deren regionale Wirtschaft einen hohen Anteil des öffentlichen Sektors aufweisen, das stärkste Wachstum aller Bundesländer. „Wien mit einem Plus von 0,3 Prozent und das Burgenland mit plus 0,1 Prozent waren die einzigen Bundesländer mit einem Wachstum im positiven Bereich“, sagt UniCredit Bank Austria Ökonom Robert Schwarz. Die westlichen Regionen Salzburg (minus 0,2 Prozent) und Tirol (minus 0,4 Prozent) folgten auf den Plätzen drei und vier, wobei ihr hoher Tourismusanteil einen stärkeren Rückgang des Wachstums verhinderte. Kärnten lag mit einem Rückgang der Wirtschaftsleistung von 0,7 Prozent im Bereich des bundesweiten Durchschnitts von Minus 0,8 Prozent. Deutlich schlechter schnitten die industrieorientierten Bundesländer ab: Oberösterreich verzeichnete ein Minus von 1,2 Prozent, Niederösterreich von minus 1,5 Prozent, die Steiermark von minus 1,6 Prozent und mit großem Abstand folgte Vorarlberg mit einem kräftigen Rückgang von 2,6 Prozent.
2023 nur ein leichter Anstieg der Arbeitslosenquoten in den meiste Bundesländern
Trotz der allgemein schwachen Konjunkturlage stieg die Arbeitslosenquote in Österreich im Vorjahr im Jahresvergleich nur leicht von 6,3 Prozent auf 6,4 Prozent an. „In vielen Bundesländern blieb 2023 die Arbeitslosenquote im Bereich langjähriger Tiefstwerte“, sagt Schwarz. Den stärksten Anstieg der Quoten mit bis zu 0,3 Prozentpunkten gab es in den Industrieländern Steiermark, Oberösterreich und Vorarlberg. Trotz der eingetrübten Konjunktur gab es in Tirol sogar einen leichten Rückgang. Wie 2022 verzeichnete auch im Vorjahr das Salzburger Land mit 3,8 Prozent die niedrigste Arbeitslosenquote. Die Region mit der höchsten Arbeitslosigkeit blieb Wien mit einer Quote von 10,6 Prozent im Jahresschnitt 2023.
Starker Einbruch der Industriekonjunktur, Bausektor blieb auch 2023 schwach
Nach einem kräftigen Wachstum des Industriesektors von über 4 Prozent im Jahr 2022 ging die reale Wirtschaftsleistung im Vorjahr um 2,7 Prozent zurück. Vorarlberg, die Steiermark und Niederösterreich waren 2023 besonders stark von der schwachen Industriekonjunktur betroffen. Relativ robust zeigte sich die Industrie in Tirol, Salzburg und im Burgenland, jedoch war auch hier das Wachstum deutlich schwächer als im Jahr 2022.
Der Bausektor verzeichnete 2023 mit einem Rückgang von 1,1 Prozent ein ähnlich schwaches Wachstum wie 2022. „Die westlichen Bundesländer litten besonders unter der Krise im Hochbau, insbesondere im Wohnungsbau“, sagt Schwarz und ergänzt: „Eine Ausnahme bildete Kärnten, das als einziges Bundesland einen positiven Wachstumsbeitrag des Bausektors verzeichnen konnte.“
Im Jahr 2023 betrugen die österreichischen Warenexporte 201 Milliarden Euro, ein Plus von 3 Prozent gegenüber 2022. Hohe Ausfuhrzuwächse gab es bei Maschinen, Fahrzeugen sowie chemischen und pharmazeutischen Erzeugnissen. Deshalb verzeichneten im Vorjahr die Regionen Oberösterreich, Salzburg und Wien mit einem hohen Anteil dieser Branchen voraussichtlich ein überdurchschnittliches Exportwachstum.
Große Diskrepanz innerhalb des Dienstleistungssektors
Der Dienstleistungssektor zeigte 2023 ein ambivalentes Konjunkturbild. Die Bereiche Tourismus, Informationstechnologie und öffentliche Verwaltung verzeichneten ein robustes Plus bei der realen Wertschöpfung. Für den Handel und die Transportwirtschaft hingegen gab es ein kräftiges Wachstumsminus. Insgesamt ging im Vorjahr die Wertschöpfung des gesamten tertiären Sektors um 0,4 Prozent zurück. „Diese Entwicklung widerspiegelnd war die Bundeshauptstadt Wien mit dem hohen Anteil des öffentlichen Sektors und mit einem starken Städtetourismus das einzige Bundesland, in dem der gesamte Dienstleistungssektor positiv zum Wachstum der regionalen Wirtschaftsleistung beitragen konnte“, sagt Schwarz. In allen anderen Bundesländern lag im Vorjahr das Wachstum der realen Dienstleistungswertschöpfung teilweise deutlich im negativen Bereich.
Ausblick 2024: Leichte Erholung ab Sommer erwartet
Nach dem Rückgang des BIP in Österreich um 0,8 Prozent gehen die UniCredit Bank Austria Ökonomen von einer leichten Erholung und einem Wachstum von 0,3 Prozent für das Jahr 2024 aus. „Wir rechnen auch heuer wieder mit einem überdurchschnittlichen Wachstum für die Bundesländer mit hohem Anteil an Tourismus und öffentlichem Sektor an der regionalen Wirtschaftsleistung“, sagt Schwarz. In der zweiten Jahreshälfte sollte sich auch die Konjunktur in der Industrie und in der Bauwirtschaft wieder etwas aufhellen. Insgesamt sollte damit 2024 kein Bundesland eine negative Wirtschaftsentwicklung zeigen, viel mehr als Stagnation wird sich nach der Erwartung der Ökonomen der UniCredit Bank Austria aber in keinem Bundesland ausgehen wobei Wien und das Burgenland wieder die Nase vorne haben sollten.
Der Anstieg der Arbeitslosenquote in Österreich dürfte sich heuer aufgrund der Schwäche in der Industrie und im Baugewerbe jedoch verstärken. Angeführt von einem überdurchschnittlichen Anstieg der Arbeitslosenquote in Wien und in den Industrieregionen erwarten die Bankökonomen für das Gesamtjahr 2024 eine durchschnittliche Arbeitslosenquote in Österreich von 6,8 Prozent nach 6,4 Prozent 2023.
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