UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex im Mai:
Österreichs Industrie könnte Stagnation bald überwinden
- Der UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex stieg im Mai auf 46,3 Punkte, den höchsten Wert seit 15 Monaten
- Nur noch geringe Reduktion der Produktionsleistung, nachdem sich der Rückgang des Neugeschäfts deutlich verlangsamte
- Industriekonjunktur stabilisiert sich: Erstmals seit zwei Jahren signalisiert der Auftrags-/Lagerquotient eine bevorstehende Produktionsausweitung
- Der Erwartungsindex für die kommenden zwölf Monate stieg auf 56,3 Punkte
- Verlangsamung des Rückgangs der Ein- und Verkaufspreise mit unterschiedlichem Tempo führte im Mai zu erstmaliger Verschlechterung der Ertragslage seit eineinhalb Jahren
- Die erneute Verringerung der Einkaufsmengen sorgte für einen weiteren Lagerabbau bei Vormaterialien, jeweils mit geringerem Tempo als im Vormonat
- Der Rückgang der Bestände in den Verkaufslagern deutet auf geringere Absatzprobleme hin
- Das Tempo des Beschäftigungsabbaus ließ im Mai nach, doch die Arbeitslosenquote im Sektor stieg weiter auf 3,8 Prozent saisonbereinigt
Die monatliche Umfrage unter den österreichischen Einkaufsmanagern der verarbeitenden Industrie ergab für den Mai ermutigende Ergebnisse. „Der Aufwärtstrend des UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex setzte sich beschleunigt fort. Der Indikator stieg im Mai auf 46,3 Punkte und erreichte damit den höchsten Wert seit fünfzehn Monaten. Allerdings wird damit die Marke von 50 Punkten, die Wachstum in der heimischen Industrie signalisiert, noch verfehlt“, meint UniCredit Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer.
Das zweite Mal in Folge trugen alle Komponenten gleichzeitig zum Anstieg des UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex bei. „Die Produktion zeigte im Mai erstmals seit zwei Jahren klare Anzeichen einer Stabilisierung dank des deutlich nachlassenden Auftragsrückgangs. Auch die Preis- und Lagertrends wiesen auf einen Rückgang des Nachfragemangels hin. Die Verschlechterung der Lage am Arbeitsmarkt setzte sich fort, doch zumindest ließ das Tempo spürbar nach“, fasst Bruckbauer die wichtigsten Detailergebnisse der Umfrage zusammen.
Internationaler Aufwärtstrend unterstützt
Angesichts der vorsichtigen Anzeichen einer Stabilisierung dürfte das Ende der Rezession in der heimischen Industrie unmittelbar bevorstehen. „Der Optimismus unter den österreichischen Industriebetrieben hat zugenommen. Den vierten Monat in Folge zeigte der Index für die Erwartungen der kommenden zwölf Monate eine Ausweitung der Produktion und stieg im Mai sogar auf 56,3 Punkte und lag damit leicht über dem langjährigen Durchschnitt“, meint Bruckbauer und ergänzt: „Erstmals seit zwei Jahren wies zudem das Verhältnis des Index für das Neugeschäft und den Beständen in den Verkaufslagern darauf hin, dass die Nachfrage aufgrund geringer Lagerbestände nur durch eine Ausweitung der Produktion erfüllt werden kann. Somit dürfte im kommenden Quartal mit einer Rückkehr der heimischen Industrie auf einen Wachstumspfad zu rechnen sein.“
Diese positiven Erwartungen werden zudem durch die Trends in den wichtigsten österreichischen Absatzmärkten unterstützt. Der vorläufige Einkaufsmanagerindex für die verarbeitende Industrie zeigte im Mai in allen großen Industrieländern eine klare Aufwärtstendenz. In den USA und im Vereinigten Königreich signalisierte der aktuelle Wert sogar ein Wachstum. Im Euroraum lag der vorläufige Einkaufsmanagerindex noch unter der Wachstumsschwelle, verbesserte sich jedoch auf 47,4 Punkte, dank breiter Unterstützung in fast allen europäischen Ländern, angeführt von Deutschland.
Produktionsindex auf bestem Wert seit zwei Jahren gestiegen
Im Mai verringerte sich der Rückgang der Produktionsleistung in der heimischen Industrie deutlich. Bereits seit Dezember zeigte der entsprechende Indikator eine Aufwärtstendenz, die sich nun deutlich beschleunigte.
„Mit dem Anstieg auf 49,2 Punkte erreichte der Produktionsindex im Mai den höchsten Wert seit zwei Jahren und lag nur noch knapp unter der Wachstumsschwelle. Zu verdanken war dies den deutlich geringeren Absatzproblemen. Insbesondere aus dem Ausland verlangsamte sich der Auftragsrückgang spürbar“, meint UniCredit Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl. Der Index für die Exportaufträge stieg im Mai um fast 4 auf 47,7 Punkte, den höchsten Wert seit Mai 2022, als erstmals der Indikator einen Rückgang der Auslandsnachfrage anzeigte.
Lagermanagement wird offensiver
Aufgrund des weiterhin sinkenden Neugeschäfts reduzierten die heimischen Betriebe im Mai ihre Einkaufsmenge. Folglich nahmen auch die Bestände in den Vormateriallagern erneut ab. In beiden Fällen verlangsamte sich jedoch der Rückgang als Folge der etwas nachlassenden Absatzprobleme. „Nach dem vormonatigen Anstieg sanken im Mai die Bestände in den Auslieferungslagern mit dem höchsten Tempo des laufenden Jahres. Ein Hinweis, dass die heimischen Industriebetriebe von der Stärke der Nachfrage positiv überrascht wurden“, so Pudschedl. Die unterschiedliche Entwicklung der Lagertrends von Einkauf und Verkauf unterstreicht die vorankommende Stabilisierung der Industriekonjunktur, die von einer schrittweisen Abkehr von der extrem vorsichtigen Lagerpolitik der vergangenen Monate begleitet wird.
Rückgang der Kosten verlangsamt, stabil hingegen bei den Verkaufspreisen
Der Verbesserungstrend der Industriekonjunktur zeigte sich auch in der Entwicklung der Preise. Angesichts des stabileren Nachfrageumfelds verringerten sich die Kosten im Mai deutlich langsamer als in den Vormonaten. Gleichzeitig blieb das Tempo der Preisreduktionen im Verkauf stabil.
„Durch den geringeren Rückgang der Einkaufspreise gegenüber dem Vormonat im Vergleich zu den Verkaufspreisen verschlechterte sich tendenziell die Ertragssituation der heimischen Betriebe, erstmals seit rund eineinhalb Jahren“, meint Pudschedl.
Steigende Arbeitslosigkeit, aber dennoch Arbeitskräftemangel in manchen Bundesländern
Mit der Verlangsamung des Produktionsrückgangs erfolgte im Mai auch der Abbau der Beschäftigung in der österreichischen Industrie mit etwas geringerem Tempo. Der Beschäftigungsindex stieg auf 46,1 Punkte, immerhin der höchste Wert seit neun Monaten. Die Arbeitslosigkeit setzte damit jedoch den Aufwärtstrend der vergangenen Monate weiter fort. „Die Anzahl der Arbeitssuchenden ist im Mai auf mittlerweile rund 25.000 gestiegen, was einer saisonbereinigten Arbeitslosenquote von 3,8 Prozent entspricht. Damit war die Arbeitslosenquote im Sektor zwar im Vergleich zur Gesamtwirtschaft mit einer Arbeitslosenquote von 6,8 Prozent relativ niedrig, lag jedoch um deutliche 0,8 Prozentpunkte über den Tiefstwerten zu Jahresbeginn 2023“, meint Pudschedl und ergänzt: „Trotz der gestiegenen Arbeitslosigkeit besteht in manchen Branchen weiterhin ein Arbeitskräftemangel. Neben einem Auseinanderklaffen von geforderten und angebotenen Qualifikationen ist auch ein regionales Missverhältnis offensichtlich. So kommen in Salzburg, Tirol und in Oberösterreich rechnerisch weniger als zwei Arbeitssuchende auf eine freie Stelle in der Sachgütererzeugung.“
Rückfragen:
UniCredit Bank Austria Economics & Market Analysis Austria
Walter Pudschedl, Tel.: +43 (0)5 05 05-41957;
E-Mail: walter.pudschedl@unicreditgroup.at