14.03.2025

UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator
Konjunkturstabilisierung, aber keine spürbare Erholung für 2025 in Sicht

  • UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator stieg im Februar den zweiten Monat in Folge, liegt mit minus 2,2 Punkten jedoch weiter im rezessiven Bereich
  • Leichte Stimmungsverbesserung seit dem Jahreswechsel angeführt vom Dienstleistungssektor und auch in der Industrie sank der Pessimismus
  • Stabilisierung der Konjunktur im Jahresverlauf 2025 zu erwarten, unterstützt durch Lockerung der Geldpolitik und reale Lohnzuwächse dank niedrigerer Inflation 
  • Aber: Budgetsparkurs in Österreich dämpft Belebung der Inlandsnachfrage und US-Zollpolitik fordert Exportwirtschaft
  • Nach einem Rückgang des BIP 2024 um 1,2 Prozent wird die österreichische Wirtschaft 2025 voraussichtlich nur knapp einem dritten Rezessionsjahr entkommen. Erst für 2026 ist mit einem spürbaren Wirtschaftswachstum von 1,3 Prozent zu rechnen
  • Die schwache Konjunktur wird einen weiteren Anstieg der Arbeitslosenquote auf 7,3 Prozent 2025 verursachen, für 2026 ist noch keine Verbesserung zu erwarten
  • Inflation dürfte 2025 auf 2,5 Prozent im Jahresdurchschnitt und weiter auf 1,9 Prozent 2026 sinken 
  • Weitere Zinssenkungen der EZB erwartet, aber fiskalische Impulse in Europa könnten Tempo reduzieren

„Die österreichische Wirtschaft hat zu Jahresbeginn 2025 die Konjunkturschwäche, die sich im Vorjahr letztlich sogar in einem Rückgang des BIP um 1,2 Prozent niederschlug, nicht überwinden können. Die wenigen bisher vorliegenden harten Wirtschaftsdaten zeigen für die ersten Monate des Jahres 2025 eine Fortsetzung der Rezession in der heimischen Industrie angesichts einer anhaltenden Auftragsschwäche in einem schwierigen internationalen Umfeld. Zudem ist der Dienstleistungssektor weiterhin von der herrschenden Verunsicherung der Konsumenten belastet, die eine hohe Sparneigung ausgelöst hat. Die Einnahmenentwicklung im Tourismus hält mit den Rekordnächtigungszahlen nicht Schritt und im Einzelhandel setzte sich die Belebung vom Herbst rund um den Jahreswechsel nicht fort“, meint UniCredit Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer. 

Während die österreichische Wirtschaft einen Fehlstart ins Jahr 2025 hingelegt hat und auch unmittelbar keine Verbesserung der Lage in Sicht ist, geben die aktuell etwas günstigeren Stimmungsindikatoren zumindest die Hoffnung auf eine Stabilisierung der Konjunktur im weiteren Jahresverlauf. „Der UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator zeigt seit dem Jahresbeginn eine leichte Aufwärtstendenz mit zwei Anstiegen in Folge. Mit minus 2,2 Punkten lag der Indikator im Februar jedoch immer noch auf sehr niedrigem Niveau, das nur für eine Abschwächung der Rezession in Österreich spricht. Positiv stimmt jedoch vor allem, dass im Februar erstmals seit zwei Jahren alle Komponenten zum Anstieg beigetragen haben“, so Bruckbauer. 

Trotz Verbesserungen weiter angespannte Situation in der Industrie 
Den größten Beitrag zum Anstieg des UniCredit Bank Austria Konjunkturindikators im Februar leistete der abnehmende Pessimismus in der Industrie. Trotz der Verunsicherung aufgrund des zunehmenden Protektionismus im Außenhandel und der gestiegenen Kosten, die eine Verringerung der preislichen Wettbewerbsfähigkeit verursachten, verbesserte sich die Stimmung auf den heimischen Absatzmärkten. Dies schlug sich auch in einem Anstieg der Produktionserwartungen der österreichischen Industriebetriebe nieder. Allerdings ist die Stimmung im Sektor sowie die Produktionserwartungen für die kommenden Monate weiterhin klar unter dem langjährigen Durchschnitt. 

Während die heimische Industrie trotz Verbesserung weiter in einer Rezession steckt, zeigten sich im Februar am Bau vorsichtige Anzeichen einer Stabilisierung der Konjunktur. Im Dienstleistungssektor lagen die Geschäftserwartungen sogar leicht im positiven Bereich. Der Dienstleistungssektor sollte weiter auf Wachstumskurs bleiben und die Dynamik dürfte in den kommenden Monaten sogar etwas zulegen. Die Stimmung im Sektor und auch die Nachfrageerwartungen für die kommenden Monate liegen jedoch weiter unter dem langjährigen Durchschnitt, was den Aufwind schwach halten dürfte.

Erst 2026 spürbares Wachstum zu erwarten
Der leichte Anstieg der Konjunkturstimmung zu Jahresbeginn 2025 ist erfreulich, aber die Anzeichen für ein rasches Ende der Wachstumsschwäche der Wirtschaft sind derzeit nicht vorhanden. 

„Wir bleiben weiterhin optimistisch, dass sich die weitere Reduktion der Zinsen durch die EZB sowie die niedrigere Inflation im Verlauf des Jahres zunehmend positiv auf die Entwicklung der Inlandsnachfrage niederschlagen werden. Allerdings werden zum einen eine restriktive Fiskalpolitik und andererseits der gestiegene Protektionismus im Außenhandel die Wachstumsaussichten begrenzen“, meint UniCredit Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl und ergänzt: „Wir haben aufgrund der ungünstigeren Vorgaben aus dem Vorjahr unsere BIP-Prognose für 2025 auf 0,1 Prozent angepasst. Österreich sollte damit knapp ein drittes Rezessionsjahr erspart bleiben.“ 

Erst 2026 dürfte sich die Wirtschaft in Österreich etwas schwungvoller präsentieren können. Der Konsum sollte von Reallohnzuwächsen und dem schrittweisen Rückgang der Sparquote stärker profitieren und die Lockerung der Geldpolitik sollte die Investitionsbereitschaft der heimischen Unternehmer beleben. Angesichts der gesunkenen preislichen Wettbewerbsfähigkeit im Export und dem zunehmend protektionistischen globalen Umfeld bleiben die Herausforderungen beträchtlich. 

„Die Ankündigung für verstärkte Infrastrukturinvestitionen in Deutschland und Erleichterungen bei den Fiskalregeln kommen da gerade zur rechten Zeit, werden jedoch erst 2026 wirksam werden“, meint Pudschedl und ergänzt: „Dennoch erwarten wir für 2026 in Österreich nur ein Wirtschaftswachstum von 1,3 Prozent.“

Arbeitslosigkeit steigt weiter
Angesichts der anhaltenden Konjunkturschwäche zeigt sich der Arbeitsmarkt zwar relativ robust, doch die Arbeitslosigkeit befand sich zu Jahresbeginn 2025 weiter im Anstieg. Im Februar betrug die saisonbereinigte Arbeitslosenquote in Österreich 7,3 Prozent. „Der Aufwärtstrend der Arbeitslosenquote wird sich vorerst fortsetzen, jedoch überschaubar bleiben. Für 2025 gehen wir von einer Arbeitslosenquote von 7,3 Prozent im Jahresdurchschnitt aus, die sich 2026 auf diesem Niveau stabilisieren sollte,“ so Pudschedl. 

Rückzug der Inflation verlangsamt sich
Zu Jahresbeginn stieg die Inflation in Österreich bedingt durch das Auslaufen der Strompreisbremse sowie durch höhere Energiepreise und befeuert durch die Abschwächung des Euros auf über 3 Prozent im Jahresvergleich. Mittlerweile scheint sich eine Verschiebung der Inflationstreiber abzuzeichnen. 

„Während die Energiepreise im weiteren Jahresverlauf 2025 voraussichtlich seitwärts tendieren werden, dürfte von den Nahrungsmittelpreisen ein leichter Aufwärtsdruck ausgehen. Ein moderater Anstieg der Güterinflation sollte von der Verlangsamung der Dienstleistungsinflation aufgrund des Auslaufens der Zweitrundeneffekte mehr als kompensiert werden, was die Kerninflation und die Gesamtinflation schrittweise absenken wird. Wir rechnen mit einem Rückgang der Teuerung im Jahresdurchschnitt 2025 auf 2,5 Prozent mit Werten nahe des EZB-Ziels von 2 Prozent gegen Ende des Jahres“, meint Pudschedl. Für 2026 gehen die Ökonomen der UniCredit Bank Austria von einer Inflation von durchschnittlich 1,9 Prozent aus. 

Weitere Zinssenkungen erwartet, aber die Unsicherheit hat zugenommen
Die EZB hat im März die Leitzinsen erwartungsgemäß um weitere 25 Basispunkte gesenkt. Seit Sommer 2024 wurde der Einlagenzinssatz um insgesamt 150 Basispunkte auf mittlerweile nur noch 2,50 Prozent verringert. 

„Das Jahr 2025 wird voraussichtlich noch weitere Zinssenkungen bringen, aber die Unsicherheit hinsichtlich der kommenden geldpolitischen Entscheidungen der EZB ist deutlich höher geworden, sowohl hinsichtlich des Ausmaßes als auch des Zeitpunkts. Zum einen könnte die US-Zollpolitik die Konjunkturrisiken weiter nach unten verlagern. Zum anderen könnten verstärkte fiskalische Maßnahmen die Konjunktur in Europa stützen und die Inflation erhöhen. Wir erwarten weiterhin drei Zinsschritte bis zum Jahresende mit einer Reduktion des Einlagenzinssatzes auf 1,75 Prozent, doch das Gleichgewicht der Risiken hat sich in Richtung geringerer Zinssenkungen verschoben“, meint Bruckbauer abschließend. 

Rückfragen:
UniCredit Bank Austria Economics & Market Analysis Austria 
Walter Pudschedl, Tel.: +43 (0) 5 05 05-41957;
E-Mail: walter.pudschedl@unicreditgroup.at