Trump 2.0! Was können wir erwarten?

Auch wenn viele in Europa bis zuletzt gehofft hatten, dass die Wahl in den USA anders ausgeht: Nach den Umfragen musste man mit Trump 2.0 rechnen. Dass seine Partei auch beide Häuser des Kongresses gewinnen würde, war aber doch eine Überraschung. Auch war dies nicht die Annahme für unsere Prognosen für 2025, für die wir nun von einer deutlich expansiveren Budgetpolitik ausgehen müssen als bisher. Dementsprechend erwarten wir für die USA 2025 nun ein stärkeres Wirtschaftswachstum von erneut über zwei Prozent. Gleichzeitig wird in diesem Umfeld die US-Notenbank ihre Zinsen deutlich weniger stark senken. So könnten die Zinsen in den USA auch zu Jahresende 2025 bei rund vier Prozent liegen, erkennbar höher als die knapp unter zwei Prozent, die wir für den Euroraum prognostizieren. Daher wird der Euro zum US-Dollar 2025 wohl kaum aufwerten und eher in der Nähe der Parität liegen.

In Europa spielen aber andere mögliche wirtschaftspolitische Maßnahmen der neuen US-Regierung eine größere Rolle, vor allem auf mittlere Sicht. So hat Trump einen Anstieg der Zölle auf alle Waren aus Europa von derzeit drei auf zehn Prozent angekündigt. Im Moment gehen wir nicht davon aus, dass der neue US-Präsident dies in vollem Umfang umsetzen wird, vielmehr wird er es als „Druckmittel“ einsetzen, um in anderen Bereichen, etwa bei Rüstungsausgaben, Erfolge zu erzielen. Wir haben daher unsere Prognose für das Wachstum des Euroraums für 2025 „nur“ um 0,2 Prozentpunkte und für Österreich um 0,1 Prozentpunkte auf jeweils 0,9 Prozent gesenkt. Natürlich beinhaltet diese Prognose erhebliche Unsicherheiten, und die mittelfristig negativen Folgen für die Weltwirtschaft und für Europa werden deutlich höher ausfallen. Es stellen sich dabei auch zwei wichtige Fragen: Wird Trump mit höheren Zöllen Vorteile für die US-Wirtschaft schaffen, und hat Europa dem wenig entgegenzusetzen? Die Antwort lautet zweimal Nein: Die hohen negativen Leistungsbilanzsalden der USA sind nicht die Folge des Welthandels, sondern der zu hohen Nachfrage in den USA, und diese wird durch die Fiskalpolitik noch gesteigert. Und die EU hat zwar einen deutlichen Überschuss im Warenhandel mit den USA, dieser wird jedoch durch ein Defizit im Dienstleistungshandel wieder ausgeglichen; in Summe ist der gesamte Handel ausgeglichen. Die EU hat also genügend Mittel, gegenzuhalten, sollte diese aber weise einsetzen.

Stefan Bruckbauer, Chefökonom der Bank Austria

Stand: 10. Dezember 2024.

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