Ist eine Erholung 2025 wirklich möglich?
Der leichte Optimismus des ersten Halbjahres 2024 ist zum Jahresende einem deutlichen Pessimismus gewichen. Zumindest in Österreich zeigen derzeit fast alle Konjunkturindikatoren nach unten. Zur anhaltenden Schwäche der Industrie und am Bau kommt nun auch ein schwindender Optimismus in vielen Dienstleistungssektoren. Zwar geht die Inflation zurück, aber natürlich sinken deshalb nicht die Preise. Auch wenn es für die meisten Haushalte 2024 real Einkommenszuwächse gab, sitzt der Preisschock der vergangenen drei Jahre, in denen die Preise in Österreich so stark gestiegen sind wie davor in zwölf Jahren, zu tief, und die Konsumzurückhaltung bleibt vorläufig, was man auch an den noch immer hohen Sparquoten sieht. Auch wenn nun die Zinsen sinken, es reicht zumindest derzeit noch nicht aus, um Konsum und Investitionen anzukurbeln. Die schwache Auslandsnachfrage vor allem aus Europa dämpft die Bereitschaft zu Investitionen deutlich. Dies zeigt sich auch am Bau – trotz erster Anzeichen einer Stabilisierung. Zudem begrenzen die stark gestiegenen Baukosten in Verbindung mit hohen Grundstückspreisen auch die private Baunachfrage. Als wäre dies nicht genug, liefern auch noch strukturelle Umbrüche wie etwa in der Automobilindustrie und politische Unsicherheiten, allen voran in den USA, aber auch in Europa, nicht gerade ein positives Umfeld für die Wirtschaft.
Aber trotzdem: Der Abbau von Lagerkapazität hat irgendwann ein Ende, die hohen Ersparnisse der vergangenen Jahre ermöglichen es vielen Haushalten, aufgeschobene Ausgaben endlich zu tätigen, Firmen müssen in neue Technologien investieren, die gute Ertragslage der letzten Jahre sollte da auch helfen, und eine wohl erneut stark wachsende USA dürfte auch Europa bei allen Risken etwas Wachstum bringen. Die schnelleren Zinssenkungen und möglicherweise konjunkturelle Maßnahmen in Europa nach der Wahl in Deutschland könnten ebenfalls unterstützen. Alles in allem bleibt das Risiko hoch, dass 2025 erneut enttäuscht, aber unsere Basisannahme für nächstes Jahr bleibt ein positives, wenn auch schwaches Wachstum für die Wirtschaft in Europa und Österreich.
Stefan Bruckbauer, Chefökonom der Bank Austria
Stand: 13. November 2024.
Stefan Bruckbauer, Chefökonom der Bank Austria
Folgen Sie Stefan Bruckbauer auf Twitter
Konjunkturprognosen und Wirtschaftsanalysen:
Diese Publikation stellt weder eine Marketingmitteilung noch eine Finanzanalyse dar. Es handelt sich lediglich um Informationen über allgemeine Wirtschaftsdaten.
Die Publikation wurde nicht unter Einhaltung der Rechtsvorschriften zur Förderung der Unabhängigkeit von Finanzanalysen erstellt und unterliegt nicht dem Verbot des Handels im Anschluss an die Verbreitung von Finanzanalysen.
Diese Informationen sind nicht als Empfehlung zum Kauf oder Verkauf von Finanzinstrumenten oder als Aufforderung, ein solches Angebot zu stellen, zu verstehen. Diese Publikation dient lediglich der Information und ersetzt keinesfalls eine individuelle, auf die persönlichen Verhältnisse der Anlegerin bzw. des Anlegers (z. B. Risikobereitschaft, Kenntnisse und Erfahrungen, Anlageziele und finanziellen Verhältnisse) abgestimmte Beratung.
Wertentwicklungen in der Vergangenheit lassen keine Rückschlüsse auf die zukünftige Entwicklung zu.
Die vorstehenden Inhalte enthalten kurzfristige Markteinschätzungen. Die Wertangaben und sonstigen Informationen haben wir aus Quellen bezogen, die wir für zuverlässig erachten. Unsere Informationen und Einschätzungen können sich ändern, ohne dass wir dies bekannt geben.