Sieben Gründe für und gegen Taschengeld
Jede Eltern-Generation stellt sich diese Frage: Taschengeld ja? oder nein? Und jede Generation hat andere Tipps und Tricks.
Wir haben Eltern gefragt, welche Gründe sie haben, Kindern selbst Geld aufs Konto oder in die Hand zu geben, bzw. warum Taschengeld für ihre Schützlinge doch nicht infrage kommt.
Sieben Gründe für Taschengeld:
- Kinder lernen Unabhängigkeit: „Mein Mann und ich haben uns damals dafür entschieden, unserer 13-jährigen Tochter Taschengeld zu geben, da sie dadurch lernte, etwas unabhängiger zu werden, und mehr Lebensfreude hatte, indem sie sich Sachen kaufen konnte, die wir für unwichtig hielten.“
- Lernen, mit Geld umzugehen: „Mit der Zeit lernen unsere Kinder, besser mit Geld umzugehen. Sie überlegen, wann und wofür sie ihr Taschengeld ausgeben wollen. Sie lernen, ihr Geld vorausschauend einzusetzen.“
- Keine Diskussionen ums Geld: „Wenn unsere Tochter den zehnten sinnlosen Stift, einen Ring oder eine Kette haben will, dann müssen wir nicht erst diskutieren, sondern sie kann ihre 40 Euro ausgeben, wie sie es möchte.“
- Immer Geld dabei: „Mit dem Taschengeld gehen wir auch sicher, dass unsere Töchter immer Bargeld bei sich haben. Wenn sie nach der Schule mit Freundinnen und Freunden auf einen Bubble-Tea, ein Eis oder einen Kakao verabredet sind, müssen wir uns keine Gedanken machen, ob sie Geld dabeihaben.“
- Ein Gefühl für Mathematik wird entwickelt: „Wir haben das Gefühl, dass unser 10-jähriger Sohn mit dem Taschengeld schon früher ein Gefühl für Mathematik entwickelt hat. Er zählt regelmäßig sein Geld und checkt, ob er sich etwas leisten kann oder nicht.“
- Das Sparen wird gefördert: „Meine Tochter bekommt ihr Taschengeld auf ihr Konto überwiesen und muss es selbst verwalten. Mittlerweile ist sie sehr daran interessiert, dass ihre Gesamtersparnis stetig steigt.“
- Anderen eine Freude machen: „Wenn meine Kinder zufällig auf dem Heimweg in einem Schaufenster etwas sehen und ihren Freundinnen oder Freunden eine Freude machen wollen, dann können sie das mit dem Taschengeld problemlos selbst in die Hand nehmen. Ich finde diese Vorstellung sehr schön.“
Sieben Nachteile von Taschengeld:
- Verschwendung wird gefördert: „In Monaten, in denen unsere Tochter nicht das ganze Geld ausgibt, würde sie vermutlich am Ende des Monats das übrig gebliebene Geld für unnötige Sachen ausgeben. Ich denke, da braucht es noch das Bewusstsein rund ums Thema Sparen, aber das ist definitiv ein Grund, warum wir ihr noch kein Taschengeld geben.“
- Der Vergleich mit anderen Kindern: „Für Kinder kann Taschengeld auch ein großer Nachteil sein, wenn in der Schule darüber gesprochen wird, verglichen wird, und sich Kinder über jene lustig machen, die weniger Taschengeld bekommen.“
- Streit um die Höhe des Taschengelds: „Eine Überlegung bei uns, ob wir Taschengeld geben wollen oder nicht, war, ob die Kinder unterschiedlichen Alters damit umgehen können, dass sie unterschiedlich viel Geld bekommen.“
- Finanzielle Schwierigkeiten in der Familie: „Bei mehreren Kindern können Eltern in finanzielle Schwierigkeiten kommen.“
- Wenig Überblick über die Ausgaben der Kinder: „Der Grund, warum ich kein Taschengeld gebe, sondern lieber von meinen Söhnen um Geld gefragt werde, ist, dass ich so über die Ausgaben der Kinder informiert bin. Ich will nicht, dass sie ihr Geld sinnlos ausgeben.“
- Frustration: „Taschengeld kann zu Frustration führen, da die Kinder nicht erkennen, was sie sich alles leisten können, sondern eher, was sie sich nicht leisten können – ganz nach dem Motto: Hätte ich letzte Woche nicht dieses oder jenes gekauft, könnte ich mir jetzt diese Zeitschrift kaufen.“
- Haushaltsgeld statt Taschengeld: „Wir geben unseren Söhnen kein Taschengeld per se, sondern geben ihnen für erledigte Aufgaben im Haushalt Geld. Damit bereiten wir sie in gewisser Hinsicht darauf vor, wie die Arbeitswelt funktioniert.“
Ab wann kann ich meinem Kind Taschengeld geben?
Der richtige Zeitpunkt, um mit Taschengeld zu starten, hängt von der Reife Ihres Kindes ab. Hat Ihr Kind bereits Verständnis für den Wert von Geld und kann es schon Verantwortung für kleinere Ausgaben übernehmen? Dann können Sie mit kleinen Summen beginnen. Viele Eltern starten im Laufe der Volkschulzeit. Ab ca. 6 Jahren entwickeln Kinder ein besseres Verständnis für Geld. Bis zu 10 Jahren sollte man das Taschengeld wöchentlich geben. Jüngeren Kindern fällt die Planung über längere Zeiträume schwerer. Deshalb ist eine Woche ein gutes Zeitfenster, um zu lernen ihr Budget zeitlich einzuteilen.
Taschengeld ist nicht nur Taschengeld
Taschengeld kann als pädagogisches Instrument gesehen werden, das Kindern hilft, ein Verständnis für Geld zu entwickeln. Sie bekommen ein Gefühl dafür, wie viel Dinge kosten. Sie lernen zu sparen, etwa um sich größere Wünsche zu erfüllen. Taschengeld ist ein praktisches Mittel zur Vermittlung von Finanzkompetenz. Eine Grundlage für verantwortungsbewusstes Finanzverhalten im Erwachsenenalter.
Welche Rahmenbedingungen sind beim Taschengeld wichtig?
Die zwei wichtigsten Bedingungen bei der Verteilung von Taschengeld: Pünktliche Auszahlung und, dass das Geld nicht als Strafe, Belohnung oder Druckmittel verwendet wird. Die Pünktlichkeit schafft eine Vertrauensbasis und Planungssicherheit. Kinder können nur mit festen finanziellen Ressourcen die Bedeutung von regelmäßigen Einkünften verstehen lernen.
Setzen Sie das Taschengeld niemals als Druckmittel ein. Es ist weder Belohnung noch Strafe. Zahlen Sie immer die vereinbarte Summe zum vereinbarten Termin aus. Damit vermeiden Sie, dass Kinder Geld mit gewissen Handlungen verknüpfen.
Um hier Missverständnisse zu vermeiden, legen Sie mit Ihrem Kind fest, was es sich mit dem Taschengeld kaufen darf und soll - und was nicht. Natürlich können Sie im Laufe der Zeit mehr finanzielle Verantwortung übergeben, indem Sie etwa ein höheres Taschengeld auszahlen, aber dafür auch Schulsachen vom Taschengeld bezahlt werden müssen. Solche Absprachen fördern das Verständnis für Budgetplanung und Prioritätenverteilung.
Was noch ratsam ist: Kinder sollten über die Verwendung ihres Taschengelds frei bestimmen können. Vermeintlich unsinnige Ausgaben oder Fehlkäufe sind Teil des Lernprozesses. Je geringer die Summe, die Ihr Kind investieren kann, desto kleiner der finanzielle Schaden. Natürlich sollten Sie Ihrem Kind solche Fehlkäufe immer besprechen und ihm Tipps für den besseren Umgang geben.
Wieviel Taschengeld ist bei meinem Kind angemessen?
Die Taschengeldtabelle kann zur Orientierung herangezogen werden. Die Höhe des Taschengeldes kann aufgrund von unterschiedlichen Faktoren, wie beispielsweise die finanzielle Situation der Familie und die Anzahl der Kinder variieren.
Alter | Höhe des Taschengeldes |
---|---|
6 bis 8 Jahre | 0,50 bis 2 Euro pro Woche |
8 bis 10 Jahre | 2 bis 3 Euro pro Woche |
10 bis 12 Jahre | 8 bis 14 Euro pro Monat |
12 bis 14 Jahre | 12 bis 20 Euro pro Monat |
14 bis 16 Jahre | 18 bis 35 Euro pro Monat |
16 bis 18 Jahre | 30 bis 60 Euro pro Monat |
18 bis 20 Jahre | 50 bis 80 Euro pro Monat |
Fazit
Ob überhaupt Taschengeld und ob alle Kinder im Haushalt gleich viel bekommen sollen oder ob dem Ältesten mehr zusteht, ob das Taschengeld aufs Konto oder bar in die Hand gedrückt werden soll und wie viel Taschengeld Kindern zusteht, all das ist Geschmackssache. Wir wissen nur, dass sich eine Debatte rund ums Taschengeld auch in den nächsten Generationen nicht wirklich vermeiden lassen wird.
Deshalb: Taschengeld ja? oder nein? bleibt jedem selbst überlassen.