Das war der Bank Austria Future Talk vom 7. November 2024
Wasser – das essenzielle Element des Lebens – wird nicht nur knapper, sondern entwickelt sich durch den Klimawandel zunehmend zu einer zerstörerischen Kraft. Extreme Wetterereignisse wie intensive Dürreperioden, aber auch vermehrte Überschwemmungen und Hochwasser, stellen uns vor immense Herausforderungen. Auch in Österreich sind diese Folgen bereits spürbar, mit steigenden Schäden durch Starkregen und Hochwasser, die unsere Infrastruktur und den Katastrophenschutz an ihre Grenzen bringen. Der jüngste Bank Austria Future Talk widmete sich diesem Thema in all seinen Facetten: Expert:innen aus unterschiedlichen Bereichen diskutierten über gegenwärtige und künftige Herausforderungen und sprachen darüber, wie unser Umgang mit Wasser sich in Zukunft verändern muss.
Wie zerstörerisch sich große Wassermaßen auswirken können, wurde gleich zu Beginn des Expert:innen-Talks verdeutlicht: Robert Zadrazil, Country Manager Österreich der UniCredit, ging auf die aktuellen Flutkatastrophen in Spanien und Österreich ein und betonte die Wichtigkeit von Strategien und Investitionen, um künftig resistenter gegen Wetterextreme und deren Folgen zu werden. Infrastruktur und Flächennutzung seien dabei besondere Schwerpunkte, aber auch eine Reform des Versicherungsschutzes und die Anpassung rechtlicher Rahmenbedingungen.
Margreth Keiler, Direktorin des Instituts für Interdisziplinäre Gebirgsforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften und Universitätsprofessorin an der Universität Innsbruck, erklärte die Unterschiede zwischen Überflutungen im Flachland und im Gebirge. Besondere Gefahren ergeben sich im Bergland durch kürzere Vorwarnzeiten, Flüsse füllen sich schneller, Muren können die Folge sein und eine immense Zerstörung mit sich bringen. In Hinblick auf die Zukunft sprach sie sich für eine obligatorische Versicherung gegen Extremwetterschäden aus.
Roman Neunteufel, Wasserexperte und Wissenschaftler am Institut für Siedlungswasserbau, geht davon aus, dass künftig alle 20 bis 30 Jahre mit einem „tausendjährlichen“ Hochwasser zu rechnen sein wird. Aber nicht nur Überflutungen seien eine Folge der Klimakrise, sondern auch Trockenheit. Er bejahte zwar, dass unsere Trinkwassersicherheit und -qualität auch in Zukunft gesichert seien, aber geht davon aus, dass eine Wasserumverteilung in Mangelregionen innerhalb Österreichs nötig
Georg Kanz, Gründer des auf Nachhaltigkeit ausgerichteten Projekts „Pinwald“ in Kärnten, war selbst bereits betroffen, eine Mure verwandelte seine Heimatgemeinde in ein Katastrophengebiet. Der beste Schutz habe, so der Land- und Forstwirt, eine natürliche Komponente: Schutzwälder beispielsweise seien imstande, Erdbewegungen aufzuhalten und somit vor Schäden zu bewahren. Das Problem sei jedoch der schlechte Zustand vieler Schutzwälder in Österreich. Viele Bäume erleben durch die Klimakrise Stress, der sie weiter schwächt. Er sprach sich für einen anderen Umgang – ein Umdenken – in Bezug auf die Natur aus, besonders was die zunehmende Verbauung betrifft. Auch langfristiges Denken in der Landwirtschaft sei notwendig.
Abschießend waren sich alle Diskussionsteilnehmer:innen einig, dass Maßnahmen getroffen und möglichst rasch umgesetzt werden müssen. Eine Reduzierung der Emissionen bei gleichzeitiger Anpassung an die sich verändernden klimatischen Bedingungen, die Umsetzung der Renaturierungsverordnung, Flächenentsiegelung, gezielte Investitionen und eine Reform des Versicherungsschutzes werden als zentrale Strategien genannt, um für die kommenden Herausforderungen gerüstet.